Willi Vogt. Mennonitische Ahnenforschung

 

Buch: Mennonitisches Jahrbuch 1913. D. Epp. 1914. Halbstadt
Artikel: Medizinischer Bericht ueber die Mennoniten - Irren-, Heil- und Pflegeanstalt "Bethania" fuer die Zeit vom 1. Dez. 1912 - 1. Dez. 1913. Von Dr. med. Wilh. Stieda.
 
   
 
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22 Betten. Aber die Kranken kamen nur langsam. Ein Teil der Angemeldeten waren unterdessen gestorben, ein Teil war gesund geworden, oder es hatte sich ihr Zustand wenigstens so weit gebessert, dass sie zu Hause gehalten werden konnten. Von einigen fehlten alle Nachrichten - die Briefe kamen uneroeffnet zurueck, weil die Adressaten verzogen waren, oder wurden gar nicht beantwortet. Kurz, die neuen Abteilungen, besonders die Frauenabteilung, fuellten sich sehr langsam. Dazu kamen noch einige Todesfaelle und Entlassungen, und so kommt es, dass im Augenblick auf der Frauenabteilung nur 24 von den 40 Betten besetzt sind, also 16 Betten leer stehen. Aus der Maennerabteilung werden im Augenblick 41 Kranke verpflegt, also 1 ueber die angesetzte Zahl. Zur Not jedoch koennen noch einige Betten eingeschoben werden.
Insofern ist jetzt also der ideale Zustand erreicht, dass jeder Kranke sofort bei der Anmeldung aufgenommen werden kann. Da aber fuer das kommende Jahr keine weiteren Bauten vorgesehen sind, ist schon jetzt der Zeitpunkt abzusehen, in dem es in der Maennerabteilung zu eng werden wird.
Auch macht sich eben jetzt ein Uebelstand sehr bemerkbar: in "Bethania" werden nicht nur Geisteskranke aufgenommen, sondern auch Schwachsinnige von Geburt und Epileptische. Diese beduerfen oft weniger der arzneilichen Behandlung, als der Erziehung sowie der Anleitung und Gewoehnung an Arbeit. Es ist aber sehr schwer, diese inmitten der anderen Geisteskranken im engeren Sinne des Wortes durchzufuehren. Es waere ein dringendes Beduerfnis, die schwachsinnigen, erziehungsfaehigen Kranken - meistens handelt es sich in "Bethania" um Jungen - aus der Irrenabteitung auszusondern und sie fuer sich unterzubringen, am besten so, dass sie Gelegenheit haetten, unter der Leitung 1-2 Pfleger ein arbeitsfrohes Bauernleben in einem Wirtschaftshof zu fuehren. Das ist in "Bethania" auch moeglich, da der Wirtschaftshof der Anstalt etwa 5 Min. vom Hauptgebaeude und den Krankenabteilungen entfernt liegt und dortselbst auch genuegend Gelegenheit zu laendlicher Arbeit waere. Es muesste da nur ein einfaches Wohnhaus fuer etwa 20 Zoeglinge und 2 Pfleger gebaut werden, was entschieden billiger kaeme, als der Bau eines neuen Krankenpavillons fuer dieselbe Zahl Kranker.

 

         
 
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Zuletzt geaendert am 25 Mai 2008.