Willi Vogt. Mennonitische Ahnenforschung

 

Buch: Mennonitisches Jahrbuch 1905. H. Dirks. 1906. Halbstadt
Artikel: Etwas ueber Krankheit und Heimgang des Aeltesten der Kronsweider Gemeinde Peter Klassen. (Von seinem Sohne Joh. Klassen)
 
   
 
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Du hattest keinen Trost, als du ausriefst: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Ich aber habe viel Trost; denn du hast gesagt: "Siehe, ich bin bei euch alle Tage." -
Wenn ich daran denke, wie elend die Krieger dort im fernen Osten daran sind, wie sie mit verwundeten, abgeschossenen Beinen daliegen, ohne Pflege, hungernd und frierend, dann habe ich Ursache, Gott zu danken fuer die Pflege, die er mir durch die Meinen zuteil werden laesst, und dann verstehe ich meinen Heiland, wenn er zu mir spricht: Sorge nicht! -Herr, ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.- Wenn ich die gewisse Hoffnung haette, dah es in zwei Tagen mit mir zu Ende ginge, dann wollte ich froehlich sein. - Langsam, langsam aber sicher doch zum Ziel. Mir fehlt nur noch die Sterbestunde. - Lest mir die Verse 23 bis 26 des 73. Psalms vor.- Noch ein wenig.
Morgen ist auf Jakowlew Silberhochzeit. Wenn ich dann droben meine Hochzeit feiern koennte! -
"Wie ein Hirsch schreiet nach frischem Wasser, so schreiet meine Seele, o Gott, zu dir". Der Herr wird mir vom Wasser des Lebens zu trinken geben; das wird meinen Durst loeschen.
Als einige seiner Enkel Abschied nahmen, sagte er: Euer Grosspapa wird bald einschlafen. Vater und Mutter verlassen euch, aber der Herr verlaesst euch nicht; haltet euch zu ihm! Bleibe bei uns, denn es will Abend werden. - Der Herr ist barmherzig, gnaedig und von grosser Guette. - Verdienen habe ich nichts koennen, nur die Gnade ergreifen.- In meiner Kommode befindet sich das Buch: "Die Werke des h. Geistes". Lest es, es wird euch viel helfen! -Herr, sei du meine Staerke, lass mich nicht untergehen!-"Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn", aber wie schwer ist dieser Gewinn zu erreichen!-"Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des ewigen Lebens geben". Herr, verleih mir Staerke, Kraft uud Treue! - Ach, wie schwer! Bald laesst sich die Morgenroete sehen, und ich bin immer noch nicht ausgespannt.
Als andere Enkel Abschied nahmen, sagte er: Lasset die Kindlein zu mir kommen. Das hast du gesagt, o Heiland, nimm dich auch dieser Kinder an! - Der Herr brach unter seinem Kreuz zusammen und hat doch gesiegt. Wenn auch ich hin und wieder zusammenbreche, so werde ich dennoch siegen. - Ich kann nur noch mit Jakob sagen: "Ich warte auf dein Heil". Jesu, erbarme dich mein! Ich bin bald fort, ihr kommt

         
 
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Zuletzt geaendert am 25 Mai 2008.