Geschaefte, Kleinbetriebe, Handwerker und Einrichtungen
 
 
Kaufhauser, Laeden, Geschaefte
 
Das Kaufhaus Julius Appenrodt befand sich gegenueber dem Jahrhundert-Denkmal (C06a). Appenrodts waren Reichsdeutsche, wurden aber aktive Glieder der Mennonitengemeinde.
 
Das Kaufhaus Gusejew (C149) wurde bei Schellenbergs seit 1888 gemietet. Gusejews waren Russen und lebten ca. 40 Jahre in Chortiza. Die juengsten Kinder besuchten die mennonitische Schule und sprachen fliessend platdeutsch. Vom Glauben waren sie "Starowerzy".
 
David Epps Laden auf der Hauptstrasse in Rosental. (R122)
 
    Buch- und Bakaleiwarenhandlung von Peter Enns und seinen Schwager Wilhelm Heese (463788) in Chortiza (C151), ausserdem Buchhandlungen Borm (R106a) in Rosental und D. J. Isaak in Schoenwiese.
   
    Eisenwarengeschaefte, das groessere von Peter Hamm. (C57) in Chortitza und zwei in Rosental Anton Funk und Johann Martens
     
    Das kleinere Lebensmittelgeschaeft der Familie Sachar in der Alten Reihe.
   
    An der Ladekoppstrasse Lebensmittelgeschaeft von Gerhard Braun und der grosse Kaufladen von Peter Wiebe, die einzige Stelle wo man Benzin kaufen konnte.
     
    In der Neuen Reihe waren 2 Bassin-Lebensmittelgeschaefte, die Schuhhandlung Diedienski, mehrere Fischereien und der grosse Sawjalow-Laden in der Naehe des Bazars.
   
    In Rosental das alte Geschaeft von Franz Dyck (R121), der neuere groessere Laden von Anton Funk (R98) und der Laden der Brueder Sawatzky. An der Hauptstrasse waren noch einige andere Geschaefte.
     
    "Kazionka" lag am unteren Ende des "Bazars" und war ein staatliche Laden mit alkoholischen Getraenken. (C149)
     
    Im ganzen gab es in Chortiza und Rosental vor 1917 4 Manufakturlaeden und 12 Lebensmittelhandlungen.
     
   
Baeckereien
     
    Baeckerei im Keller des Hauses von Heinrich Dyck, dem Dampfmuehlenbesitzer. (R111)
    Baeckerei und Geschaeft Israelski beim Bazar auf der Neuen Reihe auf dem Hof von Abram Dyck.(C028)
     
   
Banken und Versicherungen
     
    Die erste Bank von Hermann Niebuhr (C155) hatte ein Startkapital von 5 Millionen Rubel und befand sich zwischen Andreas Wallmanns Haus und der Fabrik "Lepp & Wallmann". Der oberste Bankbeamte war Abram Sawatzky der mit seiner Familie dort wohnte.
     
    Im selben Gebaeude wurde spaeter die zweite Bank eroeffnet, "Die Chortizer Kreditgenossenschaft". Sie wurde von 160 Mitgliedern gegruendet. Sie hatte einen Aufsichtsrat (6-10 Mitgliedern), Direktorenkomitee (3), Aufnamekomitee (10). Tabelle Mitglieder 1912.
     
   

Zentralschullehrer Dietrich Heinrich Epp (1875-1956) war 1901-10 Sekretaer der Chortitzer Lebensversicherungsgesellschaft

     
     
     
   
Barbierladen
     
    Der Barbierladen befand sich neben dem Basar in einem langen Gebaeude (C149), das bei Witwe Schellenberg gemietet wurde. Eine junge, freundliche und tuechtige Familie Lossjew machten sich schnell beliebt in Chortiza.
     
   
Bauernhoefe
    1914 waren in Chortiza 41 Bauernhoefe meistens mit 65 Desjatin Land. Ein Bauernhof mit 45 Desjatin Land brauchte 8 Arbeitspferde, 3 Wagen, 2 verschiedene Pfluege, eine Saemaschine, eine Dreschmaschine, 2 Eggen, 1 Binder, 1 Schrotmuehle usw. und 2 bis 6 Arbeiter.
     
     
   
Schlachthaus (Bojnja)
     
    Das Schlachthaus (Bojnja) wurde 1910 am Schweinskopf am Dnepr gebaut und war einen halben Kilometer von Chortiza entfernt. Einer den Schlaechter war Sergej Schuljba - Sohn von Wallmanns Kutscher und wohnte im Koloniesgarten (R40b)
     
   
Gasthaus
     
    Das Gasthaus Schukow stand am Chortizer Marktplatz (C149) da fanden Fremdlinge Unterkunft die in Chortiza keine Verwandte hatten. Nach Schukows Tod ca. 1917 kaufte Jakob Pauls das Gasthaus, die Zeiten verschlechterten sich und er verlegte es nach Jekaterinoslaw.
     
   
Schmieden, Klempner
     
    Abram Friesens Schmiede stand nicht weit von der grossen Eiche, in der naehe der Neuen Reihe und funktionierte bis zu seinem Tod -1919.
     
    Die Schmiede (C109) am Ende der Alten Reihe war bis ca. 1926 im betrieb
     
    Klempner Klein wohnte bei der grossen Eiche und hatte eine Werkstatt.
     
   
Seidenspinnerei, Faerberei
     
    Durch eine Erfindung von Peter Lepp wurde die Seidenspinnerei um 1840 in der Kolonie sehr verbreitet. Er verbessete staendig seine Seidenspinnmaschine und die letzten verwendeten bis zu einhundert Spulen.
    Um Seide und Wolle zu faerben experementierte Peter Lepp in seinem chemischem Laboratorium und entwickelte mehrere Rezepte. In spaeteren Jahren war es die Familie Voth (Eltern von Frau Appenrodt) (C06a) die einen Faerbereibetrieb hatten.
     
   
Naehwerkstaetten und Naehschulen
     
    Maria Hamm (C69) hatte eine grosse Naehwerkstatt und Naehschule in Chortiza.
    Schwestern Maria und Anna Lehn (R105) Schneiderinen und Naehschule in Rosental
    Schwestern Helena und Sophie Thiessen (C40) Schneiderinen und Naehschule in Chortiza.
    Katharina Penner Schneiderin und Naehschule in Neuendorf
    Berufschneider Blum hatte eine Fabrik an der Alten Rejhe
     
   
Naturschutzverein
     
  Der Chortitzer Lehrerverein hatte 1910 den ersten "Naturschutzverein" in Russland gegruendet und hatte die ganze lokale Inteligenz dafuer gewonnen. Die Zahl der Mitglieder war im Jahre 1913 auf 238 gestiegen. Es ist bemerkenswert, das die Liste nicht nur Einwohner der Chortizer Wolost ohne Unterschied der Nationalitaet umfasste, sondern auch Personen aus verschiedenen Gebieten Jekaterinoslaw, Taurida, Cherson und sogar aus Moskau und Petersburg. Im Jahre 1914 als der erste Weltkrieg ausbrach , wurde der Verein von der Regierung aufgeloest. Photo Einige Mitglieder des Naturschutzvereins, 1911.
     
   
Bibliothek
    Zentralschullehrer Dietrich Heinrich Epp leitete von 1902-1914 die Chortitzer Oeffentliche Bibliothek, die er gegruendet hatte.
     
     
   
Seifenfabrik
     
    Seifenfabrik Bernhard Paul Schellenberg. (C149)
     
   
Bienenzuechter (Imker)
     
    Gerhard Pries Chortiza. (R010)
    Andres Chortiza
    David Unger (1864-? #763023) zog 1927 von Einlage nach Chortitza (Fabriken Familie)
    Bernhard Schellenberg Rosental. (C149)
    Gerhard Braun Rosental
     
   
Fuhrleute
     
    Fuhrleute oder Podwodschiki verdienten ihren Lebensunterhalt damit das sie Waren und Passagiere zwischen Orten und Staedten mit Pferdefuhrwerke transportierten. In Rosental wohnten sie meistens alle auf der Anhoehe bei der russischer Kirche, die oft als "Kutok" bezeichnet wurde. In Chortiza wohnten einige auf der Koopstrasse, viele in der Haehe der Fabriken und Muhlen.
     
   
Photostudio
     
    Peter Rempel eroeffnete sein Photostudio im Jahre 1902 in Rosental. (R43)
    Kogan hatte ein Photostudio in Chortiza und eins in Alexandrowsk.
     
   
Postamt, Telegrafenamt und Telefon
     
    Das Postamt (C145) befand sich in einer Seitenstrasse bei der Wolost und Krankenhaus. Der Postmeister hiess Romantschenko, seine Wohnung war im selben Gebaeude. Zwei Toechter des Wolostbeamten Demjanowski waren in der Telefonzentrale beschaeftigt.
     
   
Kino
     
    Muehlbesitzer Heinrich Dyck baute das erste Kino noch vor 1911 (R111). Fuer viele war der erste Kinobesuch einer der groessten Erlebnisse.
     
   
Huehnerfarm
     
    Huehnerfarm Heinrich Epp lag 3 km von Chortiza am Dneprufer entfernt.
     
   
Faehre
    Jakob Petkau betrieb mit seinen kraeftigen Soehnen die Faehre ueber den Dnepr zur Insel Chortiza.
     
   
Dampfboote
     
    Chortiza hatte auf dem Dnepr 2 kleine Dampfboote "Leonid" und "Chortiza". Sie wurden vom Fabrikbesitzer Kornelius Hildebrand (C010) gebaut und auf Rundreisen wurde planmaessig an verschiedenen Stellen gehalten.
     
   
Eisenbahnstation
     
    Der enorme Wachstum der Chortizer Kolonie fuehrte dazu dass man ca. 1900 groessere Projekte anpacken konnte - ein Eisenbahnanschluss zu Chortiza. Abram J. Koop, Fabrikbesitzer nutzte seine ganze Ueberedungskunst um die Chortizer Bauern ueberzeugen, die gegen der Eisenbahn waren. Der Grund fuer die Opposition war klar, der Schienenstrang zieht sich wie ein riesiges S durch die Felder, und noch schlimmer, die meisten Felder waren vom Dorf abgeschnitten. Erst nachdem Koop sanft angedroht hat den Projekt auf eigene Kosten zu bauen, gaben die Bauern schlislich nach.1902 begann der Bau mit ausreichend Eisenbahnuebergaengen um auf die Felder zu kommen. Der Chortizer Bahnhof bestand aus dem Hauptgebaeude (Woksaal), einen halben dutzend Nebengebaeude fuer den Personal, einen grossen Frachtdepot, Wasserturm. Eine lange Ladeplatform, wo Berge von Kohlen, Mehsaecken, Getreide, Holz, landwirtschaftliche Maschinen und andere Dingen geladen und entladen wurden.
     
   
Getreidespeicher
     
    Chortiza und Rosental hatten eine Reihe grosse Getreidespeicher in der Naehe der Hauptstrassen. Einer davon von Kornelius Thiessen (C41) in der Alten Reihe.
     
   
Baumeister
     
    Gerhard Rempel (R44.1) bekannter Baumeister, baute fuer Herman Niebuhr 1872 die erste Dampfmuehle und richtete den Dampfkessel ein.
    Jakob Kampen war ein ausgezeichneter Baumeister und Zimmermanm. Er baute Heinrich Dycks (Muehlbesitzer) Wohnhaus (R111), die Dorfschule in Chortiza (C110) und andere Haeuser.
     
   
Steinmetz
     
    Heinrich Hamm (C69) war ein weit und breit bekannter Steinmetz und Bildhauher, unter anderen Denkmaele Jakob Hoeppner und Johann Bartsch wurden von im gefertigt.
     
   
Zahnarzt
     
    Das Buero von Zahnarzt Winogradow war bei Appenrodts im selben Haus. (C06a)
    Der Zahnarzt Golgberg war ein Jude und wohnte nach 1925 in Rosental (R108).
     
   
In den Jahren 1921-1927
     
    Das Kaufhaus Julius Appenrodt (C06a) wurde wieder genutzt, ausserdem wurde dort eine Butterfabrik eingerichtet, wo Jakob Kampen Holzkisten fuer den Versand der Butter anfertigte.
    Die Getreidemuehle Jakob Niebuhr in der Alten Reihe ging wieder in Betrieb.(C106)
    Peter Sawatzky produzierte Stahltaschenmesser in der knappen Zeit nach der Revolution
    Peter Kampen (C74) stellte Holzsandalen her.
     
     
    * - in Klammern Nr. und Position des Hoffes auf den Karten. C - Chortiza; R - Rosental; S - Schoenwiese.
       
   
 
   
Quellen:
1. Damit es nicht vergessen werde. G. Lorenz, 1974. Winnipeg
    2. Ersten Mennoniten Doerfer Russlands 1789-1943. N. .J. Kroeker, 1981. Vancouver
    3. Diese Steine A. Reger und D. Plett 2001. Manitoba
    4. Neuendorf in Bild und Wort. Franz Thiessen. 1984. Espelkamp
    5. Freuden und Leiden der Familie Olga Wiebe und Johann Epp. O. Wiebe, J. Epp 1977. Espelkamp
      6. Erwecket euren lauteren Sinn. Johann Epp. 2003. Lage, Deutschland
Zuletzt geaendert
     
am 28 Mai 2006