Beispiele und Probleme beim arbeiten mit gescannten Mikrofilmen

   
  Gescannte Mikrofilme.
  Gotische Schreibschrift
   
  Hier sind einige Beispiele von den gescannten Mikrofilmen. Alle Bilder sind nicht bearbeitet, so genannte Rouscanns. Die Originalscanns sind 5-6 MB gross, deswegen sind hier nur Ausschnitte oder verkleinerte Ansichten zu sehen.
     
     
 
Aufloesung
 
 
    Ein normaler Film, den wir in der Photographie benutzen, ist in der Lage von einem DIN A4 Blatt, z. B. Zeitschrift alle Details ohne Verlust aufnehmen und auch wiedergeben. Wenn wir aber versuchen von einer aufgeklappter Zeitung ein Photo als ganzes zu machen und das dan in der Oiginalgroesse ausdrucken , werden wir feststellen das ausser den Grossen Ueberschriften nicht mehr erkennbar ist. Die Aufloesung von einem Photofilm ist nicht in der Lage soviel Details zu speichern. Ein Mikrofilm unterscheidet sich von einem normalen Photofilm, dass er viel mehr Details aufnehmen kann. Und ein geeigneter Mikrofilm kann eine aufgeklappte Zeitung oder einen Bauplan ohne Verlust aufnehmen. Bis vor kurzem war das auslesen dieser Information aus dem Mikrofilm unmoeglich. Das Hauptproblem ist die Aufloesung des Scanners. Sie wird in dpi (dots per inch oder Bildelemente pro Zoll) angegeben, je groesser die Zahl je besser die Aufloesung.
    Wenn auf einem 35 mm breiten Mikrofilm Informationen von einem DIN A4 Blatt aufgenommen sind, kann ein Scanner mit 4.000 dpi diese Information ohne Verlust auslesen. Wenn aber auf demselben Film aber ein DIN A2 Blatt aufgenommen ist, braucht man schon 8.000 dpi um dieselbe Qualitaet zu erreichen. Eine DIN A0 Aufnahme braucht 16.000. Da ein 16 mm Mikrofilm mehr als 2-mal kleiner ist, muss man die Aufloesung beim scannen desselben Formates noch mal verdoppeln.
    Die meisten Dokumente, die fuer Ahnenforscher relevant sind, wurden von einer DIN A4 Auflage verfilmt. Bei dieser Gruppe konnte man mit 4.000 dpi auf 35 mm Mikrofilmen alles und auf 16 mm Mikrofilmen das meiste erkennen und mit 7.000-8.000 dpi wahrscheinlich alles. Mikrofilme die von eine aufgeklappte DIN A4 Mappe aufgenommen sind, oder zum Beispiel der Mikrofilm "Odessa Zeitung 1890-1914", wird wahrscheinlich auch eine mit einer Aufloesung von 8.000 dpi nicht ausreichend erkennbar sein.
    Fazit. Die meiste Information in den Gescannten Mikrofilmen ist wegen der Aufloesung zu erkennen. Besonders schlecht erkennbar wegen zu niedriger Aufloesung sind umfangreiche Tabellen, wo der Schreiber versucht hat in die schmale Spalte viel Information rein zu quetschen.
     
Beispiel von einem gut lesbaren Text. "Odessa Archiv Fund 6, Inv. 1, Akte 806, Seite 39. Originalgroesse, Ausschnitt.
       
   
Beispiel von einem gut lesbaren Text. "Odessa Archiv Fund 6, Inv. 1, Akte 850, Seite 49. Originalgroesse, Ausschnitt.
       
   
Beispiel von einem schlecht lesbaren Text mit kleiner Schrift, hier waere eine groessere Aufloesung angemessen. "Odessa Archiv Fund 6, Inv. 1, Akte 806, Seite 59. Originalgroesse, Ausschnitt.
       
   
Ein Beispiel: wo man in die schmale Spalte viel Information rein zu quetschen versuchte."Odessa Archiv Fund 6, Inv. 1, Akte 806, Seite 23. Originalgroesse, Ausschnitt
   
 
   
Eine Seite mit kleiner Schrift und verlaufener Tinte. "Odessa Archiv Fund 6, Inv. 1, Akte 65, Seite 43. Originalgroesse, Ausschnitt
   
 
   
 
   
Verblasste oder verschwommene Tinte.
       
    Aufloesung ist ein Problem das die Arbeit mit Mikrofilmen erschwert, aber nicht das einzige, und ich wurde sogar sagen nicht das groesste. Das zweite Problem ist die verblasste oder verschwommene Tinte. Dieses Problem betrifft nicht den Mikrofilm sondern die Originaldokumente von dem die Mikrofilme aufgenommen sind. Der Anteil an Informationen der dadurch unleserlich ist, ist groesser als der, der unleserlich ist durch die zu niedrige Aufloesung. Verblasste Tinte ist in erster Reihe auf die Qualitaet der benutzten Tinte zurueck zu fuehren, aber auch die Feuchtigkeit, die Qualitaet des Papiers, die Umgebungstemperatur koennen es negativ beeintraechtigen. Tinte kann gleichmaessig verblassen, dabei ist der Text bis zu einem bestimmten Zustand noch erkennbar. Oder unregelmaessig, dabei werden zum beispiel die schmalen Linien bei einem Buchstabe insichtbar, als Rest bleiben Linien und Punkte die schwer oder gar nicht mehr lesbar sind.
   
 
   
Beispeil mit gleichmaessig ausbeblassten Schrift. "Odessa Archiv Fund 6, Inv. 1, Akte 869, Seite 63. Originalgroesse, Ausschnitt.
   
 
   
Beispeil wo eine Tinte erhalten ist und die andere ausbeblasst. "Odessa Archiv Fund 6, Inv. 1, Akte 869, Seite 399. Originalgroesse, Ausschnitt.
   
 
   
Beispeil mit unregelmaessig ausgeblassten Schrift. "Odessa Archiv Fund 6, Inv. 1, Akte 65, Seite 11. Originalgroesse, Ausschnitt.
       
   
Beispeil fuer einen unleserlichen Text mit ausbeblassten Schrift. "Odessa Archiv Fund 6, Inv. 1, Akte 67, Seite 3. Originalgroesse, Ausschnitt.
   
 
   
Beispeil mit unregelmaessig ausbeblassten Schrift. "Odessa Archiv Fund 6, Inv. 1, Akte 815, Seite 54. Originalgroesse, Ausschnitt.
   
 
   
Beispeil mit unregelmaessig ausbeblassten Schrift. "Odessa Archiv Fund 6, Inv. 1, Akte 902, Seite 183. Originalgroesse, Ausschnitt.
   
 
   
Beispeil mit unregelmaessig ausbeblassten Schrift. "Odessa Archiv Fund 6, Inv. 1, Akte 923, Seite 123. Originalgroesse, Ausschnitt.
       
    Verschwommene Tinte ist meistens mit Feuchtigkeit verbunden, aber die Qualitaet des Papiers kann auch eine Rolle spielen. Bei hoeher Feuschtigkeit wird die Tinte wieder fluessig und verteilt sich neu, zum Beispiel die Linien werden breiter, im extrem Fall bis eine die andere beruehrt, oder die Tinte verschmiert das gegenueber liegenden Blatt was unter Umstaenden das Lesen auch von diesem Blatt noch erschwert.
   
 
   
Beispiel mit verschwomener Tinte und Abdruecken vom gegenueber liegenden Blatt. "Odessa Archiv Fund 6, Inv. 1, Akte 937, Seite 4. Originalgroesse, Ausschnitt.
       
   
Beispiel mit verblasster, verschwomener Tinte und Abdruecken vom gegenueber liegenden Blatt. "Odessa Archiv Fund 6, Inv. 1, Akte 65, Seite 68. Originalgroesse, Ausschnitt.
       
   
Beispiel mit verschwomener Tinte. "Odessa Archiv Fund 6, Inv. 1, Akte 65, Seite 164. Originalgroesse, Ausschnitt.
       
   
Beispeil mit teilweise verschwomenner und unregelmaessig ausbeblassten Schrift. "Odessa Archiv Fund 6, Inv. 1, Akte 65, Seite 17. Originalgroesse, Ausschnitt.
       
   
 
   
Beispiel mit Abdruecken vom gegenueber liegenden Blatt. "Odessa Archiv Fund 6, Inv. 1, Akte 774, Seite 17. Originalgroesse, Ausschnitt.
   
 
   
Beispiel mit Abdruecken vom gegenueber liegenden Blatt. "Odessa Archiv Fund 6, Inv. 1, Akte 842, Seite 8. Originalgroesse, Ausschnitt.
       
   
Schimmelpilz und Bakterien
       
    Schimmelpilz (braeunliche Stockflecken) und Bakterien (gelb-braune bis violett gefärbte Flecken) zerstoeren das Papier. Grund: Feuchtigkeit und erhöhte Temperaturen. Nur einige Seiten sind betroffen, Schaden gering.
       
   
Vom Schimmel betroffen. "Odessa Archiv Fund 6, Inv. 1, Akte 900, Seite 349. 50% von der Originalgroesse, Komplettansicht.
   
 
   
Vom Schimmel betroffen. "Odessa Archiv Fund 6, Inv. 1, Akte 973, Seite 8. 30% von der Originalgroesse, Komplettansicht.
   
 
   
Vom Schimmel betroffen. "Odessa Archiv Fund 6, Inv. 1, Akte 45, Seite 31. 50% von der Originalgroesse, Komplettansicht.
   
 
   
Eine Seite mit Schimmel, verlaufener Tinte und Abdruecken vom gegenueber liegenden Blatt. "Odessa Archiv Fund 6, Inv. 1, Akte 806, Seite 28. Originalgroesse, Ausschnitt
   
 
     
   
Sprache und Schriftart
       
    Die Dokumente sind in russisch und deutsch von Hand geschrieben. Manche Dokumente sind in beiden Sprachen vorhanden aber nicht alle. In den ersten Jahren sind die Anteile von Dokumenten in russisch und deutsch ungefaehr gleich, aber spaeter nimmt der russische Anteil zu. Dass haengt damit zusammen das einige Mennoniten selbst die russische Sprache gelernt haben, und Dokumente fuer die russische Behoerde selbst in russisch verfassen konnten..
    Die deutsche Texte sind in gotischen Schreibschrift verfasst. Die Linienzuege bei dieser Schrift sind gebrochen, verschiedene Buchstaben sehen dabei aennlich aus, was das lesen von dieser Schrift erschwert. In Deutschland wurde diese Schreibschrift 1915 von der Suetterlin-Schrift ersetzt, und 1941 von der lateinischer. Das heisst, es gibt nur sehr wenige aeltere Personen, die gotisch schreiben und handgeschriebenes lesen koennen. Seit kurzem versuche ich diese Schreibschrift lesen zu lernen und bin sehr ueberascht, wie schlecht ich voran komme. Die meisten Namen, besonders in Listen, sind mit lateinischer Schreibschrift beschrieben.
    Die russische Schreibschrift dagegen hat sich in dieser Zeit kaum veraendert, und jeder der in Russland in die Schule gegangen ist, kan sie lesen. Nur einige Woerter sind verschwunden, aber das gilt fuer die deutsche Sprache ja genau so.
    Mennoniten in Nord-Amerika haben ein grosses Interesse an Ahnenforschung, verfuegen auch ueber finanziele Mittell dazu, aber ich glaube die Sprache und Schriftart sind ein grosses Hindernis, das die Arbeit mit Mikrofilmen sehr erschwert. Bei uns, Russlandsmennoniten in Deutschland, ist die Sprache kein Thema, aber das Interesse an unsere Geschichte ist noch sehr gering, obwohl in den letzten Jahren ein leichter Aufschwung zu bemerken ist, auch finanziel sind wir noch begrenzt. Ein anderes Hindernis - wir haben praktisch kein Zugriff auf Mikrofilme die in den letzten 3-4 Jahre von Kollegen in Nord-Amerika gemacht wurden. Und das ist eine ganze Menge.
       
       
   
Handschrift
       
   
Eine gut lesbare Handschrift von Peter Siemens der als erster und viele Jahre Oberschulze in Chortitza Kolonie war. "Odessa Archiv Fund 6, Inv. 1, Akte 711, Seite 43. Originalgroesse, Ausschnitt.
       
   
Beispiel fuer eine schlecht lesbare Handschrift. "Odessa Archiv Fund 6, Inv. 1, Akte 919, Seite 32. Originalgroesse, Ausschnitt.
       
       
    Jeder von den oben erwaenten Punkten kann dazu fuehren das der Text nicht mehr zu lesen ist. Wie die Beispiele zeigen kommen aber meistens mehrere Probleme zusammen, und dann wird es kritisch.
    Dokumente, die man lesen kann wie ein Buch gibt es nicht. Es ist immer wie ein Raetsel zu loesen. Es gibt leichte Raetsel, in den man mit der Zeit fast alles geloest hat und es gibt schwere Raetsel, in den man auch nach vielen Versuchen nichts oder fast nichts geloest hat.
       
       
Zuletzt geaendert
     
am 22 Mai 2005