Brief von David und Maria Regehr, Ischalka, Neu Samara aus der "Mennonitische Rundschau" vom 27. März 1901

 

Abgeschrieben von Lydia Friesen (geb. Esau) (Email), alle ihre Berichte.

 

Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 27. März 1901, Seite 2 und 5. (gotisch) von Lydia Friesen (geb. Esau).

 

Der erste Teil von diesem Brief, welcher sich auf der Seite 2 befindet, ist leider unvollständig.

(Fortseßung von Seite 2.)
-lichen Gesichtern drein. Nun, der Herr wolle ihnen die volle Gesundheit schenken. Auch liegt hier noch Jakob Stobbens Sohn, Peter, sehr krank. Jakob Stobbe ist ein Bruder des Peter Stobbe. Es paßt ihnen in ihrer Wirtschaft auch nicht, daß ihr Sohn krank ist. Der jungere Sohn muß Forstdienst thun, hat ein Jahr gedient, und fehlt ihnen zu Hause sehr, weil so nur einer ist, welcher noch arbeiten kann. In No.1 der diesjährigen "Rundschau" las ich von Kornelius Kornelsen, welcher nach Frau Heinrich Bergen, Konteniusfeld, frägt. Sie ist meine Tante, meiner Mutter Schwester, und wohnt hier in Ischalka bei ihrem Sohn Jakob. Ihr Mann, Onkel Bergen, starb im Jahre 1899 am Krebs. Ihr Sohn Jakob hat hier seine Wirtschaft verkauft und will auf der Orenburgischen Ansiedlung einen Handel anfangen, wozu er sich eine Dorfstelle in Kubanka gekauft hat, um ein Haus zu bauen. Tante Bergen wird dann auch mitziehen. Da wohnen noch zwei ihrer Kinder. Sie ist ziemlich gesund, außer daß sie schlechte Augen hat. Jeßt im Winter wird hier auf der Ansiedlung ziemlich mit Wirtschaften gehandelt. Sie zahlen für eine Wirtschaft bestehend aus 40 Deßj. Land 2500 bis 3000 Rbl. ohne die Bankschuld, welches auch noch 25 Rbl. auf jede Deßj. sind. Der Winter ist dieses Jahr auch wieder ganz samarisch, er hat uns schon ein Paar Tage bis 35 Grad Frost gebracht, und auch eine ziemliche Quantität Schnee, so daß man sich hinlänglich mit Schlittenfahren beschäftigen kann, wer Zeit und Lust dazu hat. Die meiste Zeit geht es wegen dem Frost; die Durchschnittskälte ist so von 7 bis 15 Grad Reaumur.
Die Ernte im verflossenen Jahre war, dem Herrn sei Dank, eine gesegnete, und haben, wenn auch mit Mühe, so doch alles unter Dach bekommen. Es sind nur einzelne Ausnahme, wo das Getreide nicht alles gedroschen ist. Nur der Preis ist etwas niedrig. Für Weizen wird bis 60 Kop. per Pud gezahlt; Hafer 30 Kop. per Pud. Nach Gerste ist wenig Nachfrage.
Aber es geht uns hier in der neuen Heimat jeßt schon wieder so ziemlich gut.
Alte Gerhard Wiens, Amerika, fragte im vorigen Jahre an wegen Peter Weiß, den sie als kleines Kind, einige Zeit in Pflege hatten. Der lebt noch. Seine Eltern sind beide tot. Er hat sich hier auf Samara verheiratet; seine Frau ist mir nicht bekannt, sie stammt von Alt-Samara. Darauf sind sie beide nach der Molotschna, Muntau, gezogen, wo er einige Zeit Nachwächterdienste versehen hat. Im verflossenen Jahr wurde seine väterliche Wirtschaft hier in Kraßikow verkauft, wo ihm dann sein Kapital herausgenommen wurde, genau weiß ich nicht wie viel, aber es war ungefähr bei 800 Rbl.
Weiter ist mir nichts von ihm bewußt.
Heute erhielten Johann Ennsen, die den alten Saribaschern auch wohl bekannt sein werden, weil er früher Abraham Walls Tochter zur Frau hatte, und jeßt ist Wilhelm Martins Gertruda seine Ehegattin, von der Krim einen Brief von ihrem Bruder, Geschwister Martins. Die berichten ihnen, daß sie sich noch 975 Deßj. Land angrenzend an dem ihrigen gekauft haben, zu 138 Rbl. per Deßj. Es geht ihnen gut. Frau Julius Voth liegt schwer krank darnieder. Sie wohnen in Busau, Krim. Unsere l. Mutter ist auch noch immer so ziemlich gesund. Wir feierten  den 28. Dezember ihren 75. Geburtstag. Der treue Gott, unser aller Vater, wolle uns noch lange gesund erhalten.
Jakob Regehren, Krim, sind, so wie wir aus ihrem leßten Brief ersehen, gesund. Sie hat sich operieren lassen; sie hatte einen Bruch, woran sie zu Zeiten viel aushalten mußte. Der Herr ist ihnen gnädig gewesen und hat die Operation gelingen lassen. Sie ist jeßt ganz gesund, und beide danken dem Herrn, der ihnen in den schweren Stunden beigestanden hat.
Nun will ich denn aufhören, denn ich weiß schon, der l. Editor wird sagen, der macht´s zu viel. (Fällt mir gar nicht ein! - Ed.)
Alle der Gnade Gottes anbefehlend, verbleibe euer aller Wohlwünscher,

David und Maria Regehr.

P.S. - Muß noch berichten, daß unsere Tante, Witwe Elias Regehr, geborene Derksen, Sparau, dieses Jahr den 5. Januar
begraben worden ist. Sie war schon alt und lebessatt. Ihr alter hat sie auf 80 Jahre 7 Monate 8 Tage gebracht. Ihr denken
war meistens, nur aufgelöst zu sein. Sie war die leßten Jahre bei ihren Kindern Abraham Thießen, Konteniusfeld, wo sie auch
gestorben ist. Der Herr über Tod und Leben, wolle ihr die ewige Ruhe in Christo Jesu schenken.
Zum Schluß grüße noch alte Gerhard Wiens, wie auch den l. Editor und alle Rundschauleser mit 1. Petri 5, 10, 11.

 

Bemerkungen von Lydia Friesen (Esau):

David Regehr  (13.08.1858, Rosenhof-Brodsky Estate, Taurida, South Russia - ? ) (#531002)                                                                              
Maria Kroeker  (02.09.1846,Wernersdorf, Molotschna, South Russia - ?) (#531003).

Bericht über die ehemalige Anwohner von Saribasch, Krim, von David Regehr, Ischalka, Neu Samara. In der "Mennonitische Rundschau" vom 27.06.1900. Abgeschrieben von Lydia Friesen (geb. Esau).

"Jakob Stobbe ist ein Bruder des Peter Stobbe":

Jakob Jakob Stobbe (16.06.1836, South Russia - 6.05.1912, Ischalka, Neu Samara) (#147276, #1037540).
Peter Jakob Stobbe  (21.05.1844 - ?) (#232143, #531116).

"..welcher nach Frau Heinrich Bergen, Konteniusfeld, frägt."

Heinrich von Bergen (? - 1899) (#944698, #1286576).
Katharina Thiessen (Abt.1833, Sparrau, Molotschna, South Russia - ?)  (#944697, #53488, #1286577).

"Johann Ennsen":

Johann Abraham Enns (6.12.1937 - 15.09.1905, Crimea, South Russia) (#519850)
Gertruda Wilhelm Martins (8.04.1855, Rosenhof-Brodsky, Estate, Taurida, South Russia - 1922, Karassan, Crimea, South Russia) (#495082).

   
Zuletzt geändert am 8 Januar, 2017