Brief von Peter Janz, Bogomasow, Samara. In der "Mennonitische Rundschau" vom 21.11.1900

 

Abgeschrieben von Lydia Friesen (geb. Esau) (Email), alle ihre Berichte.

 

Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 21. November 1900, Seite 2. (gotisch) von Lydia Friesen (geb. Esau).

 

 

Bogomasow, Gouv. Samara, den 10. Oktober 1900. Da die "Rundschau" in der arbeitsreichen Zeit einigemal gerade nicht reich war an Briefen von hüben und drüben, so denke ich, ist es Zeit, doch auch einmal wieder von unserer Samarischen Ansiedlung etwas hören zu lassen.
Der Gesundheitszustand, so im ganzen genommen, ist jeßt ein befriedigender. Haben dieses Jahr im Sommer hier viel Regen gehabt, auch jeßt noch öfters, was dem Getreideeinbringen sehr hinderlich ist, besonders, da es dies Jahr hier so eine reiche Ernte giebt. Getreide giebt es viel: Weizen von 8 bis 12 Tschtw. von der Deßj., Gerste und Hafer von 10 bis 15, ausnahmsweise auch mehr. Hier im Dorf haben einige bis 10 Fuder Weizen von der Deßj. gefahren. Das Dreschen ist bei einigen jeßt noch in vollem Gange. Schade, daß das Getreide so billig ist: Weizen preist von 45 bis 55 Kopeken per Pud und Fuhrlohn nach Sorotschinskaja 10 bis 13 Kop. per Pud; bleiben dann so bei 35 Kop. Die Tagelöhner nehmen immer noch 1 Rbl. den Tag.
Ausgangs September hatten wir hier Besuch, nämlich Aeltester David Nikkel von Großweide und Prediger Jakob Esau, Lichtfelde. Esau ist seiner Zeit auch in Amerika auf Besuch gewesen. (Steht noch in gutem Andenken. - Ed.) Die kamen her, um die Gemeinde hier mit Taufe und Abendmahl zu bedienen; waren eine Woche hier. Haben an den Werktagen, weil es noch so drock ist und die
Abende hier schon ziemlich lang sind, in den Dörfern in den Schulen Gastpredigten gehalten. Sonntags  in unserm neuen schönen Gotteshause in Pleschanow. Den ersten Sonntag war Tauffest, den zweiten Abendmahl. Haben so bittend, so mahnend eingeladen, doch zum Herrn Jesu zu kommen, weil noch Gnade ist. O, möchte der Herr geben, daß wir doch alle einst möchten als wahre Gäste in Jesu Hochzeitssaal uns versammeln dürfen, angethan mit dem Hochzeitskleide, das Jesus Christus durch sein Leiden und Sterben auf Golgatha uns erworben. O, das darf ein jeder, der da will.
Möchte der Herr Gnade geben, daß wir das doch alle wollten.
Zum Schluß einen herzlichen Gruß an den Editor und alle Freunde und Bekannte von eurem
                                                                                                          Peter Janz.

   
Zuletzt geändert am 18 Februar, 2017