Brief von Franz Wall, Kludt´s Chutor, Samara. In der "Mennonitische Rundschau" vom 15. Februar 1893

 

Abgeschrieben von Lydia Friesen (geb. Esau) (Email), alle ihre Berichte.

 

Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 15. Februar 1893, Seite 1. (gotisch) von Lydia Friesen (geb. Esau).

 

 

Kluds´s Chutor, 1. Jan. 1893. Indem wir recht viele und werthe Freunde in Amerika haben, sowie auch in verschiedenen Gegenden des großen russischen Reiches und weil es zu umständlich und zu zeitraubend ist an einen Jeden zu schreiben, so will ich ihnen durch die "Rundschau" zu wissen geben, daß wir dank der unaussprechlichen Gnade und Barmherzigkeit unseres Gottes und mit dem Psalmisten freuen und ausrufen können (Ps. 124, 8.): "Unsere Hülse stehet im Namen des Herren, der Himmel und Erde gemacht hat." Auch uns hat der Herr wundebar geführt. Mancher Schmerz, manches Weh hat auch bei uns angeklopft. Er ist aber niemals mid Seinem Segen und herrlichen Tröste ferne geblieben: "Ihm sei Preis und Dank: Gutes und Barmherzigkeit haben auch uns folgen müssen unser Leben lang, und wir hoffen, der Herr wird auch ferner an uns bewahrheiten was Er gesagt: Ich will euch tragen bis ins Alter und bis ihr dran werdet. (Jes. 16. 4.)
Es ist jetßt bald ein Jahr, das wir hier in dem Samaraer Gebiet sind. Ich und meine l. Frau, die Tochter des Abraham Giesbrecht von Karassan, Krim, wohnen auf dem gut des Herrn Johann Kludt, Gebietschreibers. Hier in dieser Gegend sind die Leute zu bedauern, unzählige Bettler kommen an die Thüre um Brod. Oftmals lassen sie sich auch zu Unthaten verleiten. Unlängst haben sie bei Abraham Isaak, fr. Karassan, Krim, jetßt bei der neuen Ansiedlung auf dem Lande Ischalcke, eine Kuh gestohlen. Wir wohnen ungefähr fünfzig Meilen von den deutschen Ansiedlern. Hier bewahrheitet sich das Sprüchwort: Sechs Tage sollst du arbeiten, den siebenten Tag muß man auf die Wolost; wenn man Gott mehr gehorcht, als den Menschen und nicht hinfährt, so legen sie gleich 5 Rubel Strafe auf den Ungehorsam. Man kommt da oft in die Enge und muß die Zuflucht zu Gott nehmen, und mit dem Psalmisten ausrufen (Psalm 43, 1): Richte mich, Gott, und führe meine Sache wider das unheilige Volk, und errette mich von den falschen und bösen Leuten! Uebrigens haben wir nicht zu klagen wegen unserm irdischen Fortkommen. Hier neben unserm Lande sind noch ungefähr 1000 Dessj. Land mit 300 Dessj. Wald zu haben.Auch ein anderes Stück Land, 1700 Dessj. mit Wald und zwei Flüssen, ist zu 15 Rubel per Dessj. zu haben.
Heute, den 1. Januar, herrscht schlimmes Wetter: Schneegestöber und starker Wind; das Thermometer zeigt 19 Grad.
Der Herr wolle alle unsere Freunde in der Ferne erhalten, daß wenn wir uns hier nicht mehr von Angesicht sehen, wir uns dort die Hände drücken können. Grüße alle Freunde mit Offb. 3. 21.: Wer überwindet, dem will ich geben.
Franz Wall,
Talenscke Wolost, Busulucker Kreis, Gouv. Samara

 

Bemerkungen von Lydia Friesen (geb. Esau):

Karte Ujesd Busuluk, Gouvernement Samara (mit Neu-Samara Kolonie) 1912.

Bericht über einige Nachkommen des Gebietschreibers Johann Kludt  von Artur Thiessen.

 

Bemerkungen von Waldemar  Penner:

Abraham Isaak (1830-1906) (#1335112) beerdigt in Ischalka. Vater von Jakob Abram Isaak.                                                                                                                                                                                                                          

Die erste  Frau von Abraham Isaak ist unbekannt, sie ist beerdigt in der Ukraine.
Die zweite Frau hies Helena (1860-1936) (Familienname unbekannt). Kinder aus diese Ehe: 1. Dietrich. 2. Franz. 3.Gertruda.

 
Foto 26. Beerdigung von Judith (Ida) Isaak (geb. Teichreb). Von l. n. r.: Vater Jakob Abram Isaak (7.04.1864 - 9.11.1940) geb. in Molotschna, gest. in Donskoe Neu-Samara. Sohn Abram (28.02.1893 - ?) geb. in Sparrau, Molotschna, gest. in Canada. Tochter Maria (5.03.1894 - 25.02.1949) geb. in der Krym, gest. in Jugowka, Neu-Samara. Sohn Kornelius (29.07.1895 - 21.08.1953) geb. in der
Krym gest. in Donskoe, Neu-Samara. Sohn Jakob (10.11.1898 - ?) geb. in der Krym. Die verstorbene ist die Mutter Judith (Ida) Kornelius Isaak (geb. Teichreb) (12.09. (30.09) 1871 - 7.01.1909) (#532922) geb. in Jalantusch, Krim, verstorben in Isylkul, Omsk. Getauft am 30.05.1892 in Kutjuki, Krim. Vater von Judith (Ida) war Kornelius Abram Teichgrueb (25.09.1842 - 15.09.1918) (#532918), Mutter Maria Johann Regehr (1.01.1843 - 11.12.1908) (#532919). In der Familie von Jakob und Judith (Ida) Isaak waren noch 4 Kinder: Elisabeth (27.08.1900 - 1.11.1954); Anna (27.01.1904 - 3.03.1985); Peter (7.02.1906 - 9.04.1992) und Johann (7.05.1908 - 15.10.1981).
   
Zuletzt geändert am 18 Februar, 2017