Brief von Heinrich H. Quiring aus Schardau, Molotschna in der Zeitung "Mennonitischen Rundschau" vom 9. Mai 1900

 

Abgeschrieben von Katharina Kokorski, alle ihre Berichte

 

 

 

Norddakota

Rosehill. Cavalier Co, den 30. April 1900. Werter Editor und Leser der „Rundschau“! Wünsche euch zuvor den Frieden Gottes. Muss der „Rundschau“ auch mal einen kleinen Brief auf den Weg geben, weil ich auch schon seit 1884 ein Rundschauleser bin und bis jetzt noch nicht eine Zeile an die „Rundschau“ geschrieben habe: weil ich ein schlechter Schreiber bin, so dachte ich mein Schreiben würde doch in den Papierkorb gehen und so ist es bis jetzt verblieben. Nun dachte ich: musst du doch mal probieren: der Editor wird wohl viel ausbessern müssen; vielleicht geht es aber doch mit, weil die „Rundschau“ ja auch in der alten Heimat überall hingeht, und weil ich dort noch einen Schwager und Schwester habe; Auch Onkel und Tante und viele Freunde und Bekannte. Ich habe schon mehrere Briefe geschrieben und keine Antwort bekommen. Ich schrieb an Schwager Heinrich Buller, Rückenau, 1898, den 5. April; habe aber keine Antwort bekommen, weiß nicht, ob der Brief hingekommen ist. Damals war ich noch in Minnesota, jetzt bin ich und Schwager Fröse in Norddakota, haben hier Land aufgenommen.

Muss noch ein klein wenig in Rückenau verweilen, denn das ist 24 Jahre meine Heimat gewesen. Ich bin Heinrich H. Quiring, habe bei Abraham Boese das Stellmacher – Handwerk gelernt, nun Schwager und Schwester, ihr seid ja so still geworden; seid ihr schon ganz mittellos, oder seid ihr nicht mehr unter den lebenden? Oder seid ihr nicht mehr in Rückenau? Wenn genannte H. Bullers die „Rundschau“ nicht lesen sollten, so ist vielleicht jemand von den Nachbarn so gut und gibt ihnen diese Nummer zu lesen.

Nun muss ich nach Schardau gehen; das ist mein Geburtsort. Da hat einst mals vor 50 Jahren meine Wiege gestanden. Da habe ich auch mit meinen Kameraden auf der Schulbankgesessen. Wo sind meine Schulkameraden? Lebt da auch noch jemand von ihnen? Wo ist Heinrich Gäde? Daniel Kliewers? Lebt meine Tante Peter Schroeder mit ihrem Sohn Jakob noch? Wo sind meine beiden Nichten Katharina und Anna Schroeder von Schardau? Möchte mal ein Lebenszeichen von euch allen haben. Von Schardau kommt nur so wenig Nachricht; da sind wohl nur wenig Leser? Wenn ich die „Rundschau“ bekomme, dann sehe ich dass erste nach, ob auch mal was von Schardau darinnen ist.

Nun gehe ich nach der Krim. Da habe ich noch eine Tante, Vettern und Nichten. Ich habe in Nummer 11 der „Rundschau“ einen Aufsatz gelesen von Jakob und Anna Janzen. Es hat mich gefreut, mal was von euch zu hören. Auch von Heinrich Janzen las ich einen Aufsatz. Möchte gerne mal einen Brief von euch haben. Ich habe 1896 den 14. Februar einen langen Brief an Heinrich Janzen in der Krim geschrieben. Habe keine Antwort bekommen. War der Brief nicht so viel Wert, dass ihr darauf antwortet?

Nun muss ich noch nach Sagradovka gehen. Da habe ich noch einen Onkel, wenn er noch lebt, und viele Vettern und Nichten. Wo sie alle wohnen und wie sie alle heißen, dass weiß ich nicht. Wenn Onkel und Tante Peter Quiring noch unter den lebenden sind, möchte ich gerne wieder einen Brief von euch haben, wenn er auch sehr dicht geschrieben ist, dann habe ich auch was zu lesen. Auch von Vettern und Nichten möchte ich Briefe lesen. Ich hätte auch wohl mal geschrieben, weiß aber keine Adresse.

Nun muss ich noch zurück nach Amerika, nach Kansas. Da habe ich noch zwei Vettern, wenn sie noch leben: Gerhard und Heinrich Schroeder, früher Schardau. Möchte auch von euch mal einen Brief und eure Adressen haben; auch habe ich da noch einen alten Schwager, Gerhard Kliewer. Er hatte früher meine Schwester zur Frau. Wo ist Heinrich Kliewer, mein Neffe? Ich habe an Schwager Kliewer 1896 den 27. April einen Brief geschrieben, habe aber keine Antwort bekommen, weiß nicht ob der Brief hingekommen ist. Wenn G. Kliewer die „Rundschau“ nicht lesen sollte, so ist vielleicht einer seiner Nachbarn so gut und gibt G. Kliewer die „Rundschau“ zu lesen. Er ist Prediger in der Gädderts – Gemeinde.

Jetzt noch zurück nach Minnesota. Von da kommen so wenig Berichte ein, sind doch so viele Leser. Ihr seid wohl schon ein wenig träge geworden; ich bin immer neugierig, vom südlichen Minnesota zu hören.

Nun zum Schluss muss ich noch von Norddakota was berichten. Es ist hier in Dakota doch ein wenig kälter als in Minnesota. Es hat hier im Dezember bis 25 Grad R., im Januar die zwei letzten Tage 27 Grad R., den 8. Februar 30 Grad und den 9. 32 Grad gefroren. Das war für meine Lunge schon ein wenig zu kalt. Wenn ich morgens hinausging, dann wollte mir die Luft beinahe stehen bleiben. Ich war diesen Winter auch nicht sehr gesund, bin das Klima noch nicht gewohnt. Bin schon ein Jahr hier in Norddakota. Zum Gruß noch Psalm 33.

Meine Adresse ist nicht mehr Bingham Lake, Minnesota, sondern Rosehill, Cavalier Co., North Dakota; so ist auch Schwagers David Fröses Adresse.
Euer Mitpilger nach Zion
Heinrich H. Quiring

 

Bemerkungen von Katharina Kokorski:

Schwager Heinrich Buller Rückenau.
Schwager David Fröse Norddakota.
Abraham Boese Stellmacher – Handwerk.
Heinrich Gäde Schardau.
Daniel Kliewer Schardau.
Tante Peter Schroeder Schardau.
Jakob Schroeder Schardau.
Katharina Schroeder Schardau.
Anna Schroeder Schardau.
Heinrich und Helena Janzen Moundbridge Kansas Nr. 52   27. Dezember 1899 S. 1-2.
Heinrich Janzen Krim (Sohn von Jakob und Anna Janzen geb. Quiring).
Jakob und Anna Janzen geb. Quiring Krim   MR 14. März 1900  Nr. 11 S. 6.
Onkel und Tante Peter Quiring Sagradovka.
Gerhard Schroeder Kansas.
Heinrich Schroeder Kansas.
Schwager Gerhard Kliewer.

Neffe Gerhard Kliewer
   
Zuletzt geändert am 1 Dezember, 2020