Brief von einem Leser aus Aulie-Ata im Turkestan in der „Friedensstimme“ Nr. 27 vom 7. Juli 1907

 

Abgeschrieben von Elena Klassen (Email), alle ihre Berichte.

 

Aulieata im Turkestan.

Schon im vergangenen Winter wurde bei uns öfters der Wunsch laut, ein Dankfest für das fünfundzwanzigjährige Bestehen unsrer Ansiedlung zu feiern. Nach einigem Beraten wurde von dem Vorstande beider Gemeinden beschlossen, das genannte Fest am 28 April in unserm Gnadenthaler Bethause zu halten. Unser Vorsteher war gewillt, den bei unsrer Ansiedlung im Amte befindlichen Kreischef, den Kreis- und Stanowoj-Pristaw einzuladen. Wegen der Durchreise des Gouverneuers konnten diese beiden nicht kommen, doch der Gouverneur Se. Exellenz General Kallaur erschien mit seinem Neffen. Vormittags sprachen die Brüder Jakob Janzen und Gerh. Kopper, letzterer in russischer Sprache; darauf wurde die russische Nationalhymne gesungen. Der General war erfreut und dankte für die Einladung. Vor der Mittagspause wurde eine Kollekte für notleidenden Russen im Asowschen Gouvernement abgehalten. Wie mir später gesagt wurde, kamen 466 Rbl. zum Versandt. Da noch 25 Familienväter von der Zeit der Ansiedlung am Leben sind, so wurden dieselben besonders gesetzt, obenan der genannte Herr. Nachmittag sprachen die Br. J. Mandtler und H.Epp zu uns. Aus allen Ansprachen und Gebeten hörte man einen Grundton klingen. Dank für die große Güte und Gnade unsres Gottes und Heilandes. Wir wurden darauf hingewiesen, wie ärmlich wir hier ansiedelten, und wie trotz unsrer vielen Mängel und Fehler der Herr uns dennoch sichtlich gesegnet in den verflossenen 25 Jahren. Es war ein Tag des Dankes und der Freude.

Ein Leser

 

Bemerkungen von Elena Klassen:

Ein Foto mit Beschreibung von dem Ereignis ist im Buch von R. Friesen „Auf den Spuren der Ahnen“ auf der S. 83 zu sehen.
   
Zuletzt geändert am 21 Mai, 2016