Brief von Jakob Mandtler Andrejewka, Turkestan in der „Friedensstimme“ Nr. 86 vom 2. November 1913

 

Abgeschrieben von Elena Klassen (Email), alle ihre Berichte.

 

Andrejewka, Turkestan, den 15 Oktober

Mit Gottes Hilfe ist bei uns in Turkestan die Sommerarbeit beseitigt. Manche Täuschung hat es gegeben, besonders für den wirtschaftlich Schwachen und Anfänger. Doch haben wir noch viel zu danken, weil wir doch nicht eine totale Mißernte haben. Unsere Erntedankfeste haben es bewiesen, daß dankbare Herzen waren, die nicht nur mit dem Munde, sondern auch mit Gaben dankten.
Zwei Unglücksfälle sind auf unserer Ansiedlung vorgekommen, In Köppental verbrühte sich ein 9 Monate altes Kind des Jakob Pauls. Die Mutter hatte den Samowar auf die Erde gestellt, und als das Wasser kocht, setzt sie das Kind auf die Erde, um eiligst etwas herbeizuholen. In dieser Zeit kriecht das Kind an den Samowar und wirft sich alles auf den Leib, infolgedessen es dem Tode erlag. Das andere Unglück geschah eine Woche später mit einem Mädchen von über 6 Jahren bei Gerhard Reimers in Gnadenfeld. Den 3 Sept. waren Reimers zu ihrem Bruder gefahren. Die älteste Tochter macht gegen Abend unterm Herd Feuer und sagt zu der Kleinen: Paß ein wenig nach dem Feuer auf, ich gehe Kartoffeln holen. Inzwieschen kommt Feuer an die Kleider der Kleinen und sie verbrennt sich sehr. Sie hat vom 3 bis 14 Sept. viel gelitten, bis sie den Brandwunden erlag.
Der Gesundheitszustand ist ziemlich gut. Es waren zwei Schwerkranke: Joh.Sukkau an Lungenentzündung, ist jetzt schon gesund, und ein Jüngling an Typhus, befindet sich auf dem Weg der Genesung.
Den 21 Sept. gab der Herr uns Regen, so daß der Staub durchnäßt wurde. Es hat seit der Zeit schon mehrmals geregnet.
Auf den Bergen ist schon viel Schnee gefallen. Den 12 Okt. fiel bei uns im Tal auch schon etwas Schnee.

Jakob Mandtler.
   
Zuletzt geändert am 12 Mai, 2016