6 Briefe von David David Reimer aus USA (früher Wernesdorf, Molotschna) an die „Mennonitische Rundschau“ vom 17. April 1912, 16. Oktober 1912, 8. Januar 1913, 14. Januar 1914, 16. September 1914 und 9. Januar 1918

 

Abgeschrieben von Elena Klassen, alle ihre Berichte.

 

Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 17. April 1912, Seite 11. (gotisch) von Lydia Friesen (geb. Esau).

Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 16. Oktober 1912, Seiten 5-6. (gotisch) von Lydia Friesen (geb. Esau).

Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 8. Januar 1913, Seite 11. (gotisch) von Lydia Friesen (geb. Esau).

Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 14. Januar 1914, Seite 7. (gotisch) von Lydia Friesen (geb. Esau).

Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 16. September 1914, Seite 10. (gotisch) von Lydia Friesen (geb. Esau).

Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 9. Januar 1918, Seite 11. (gotisch) von Lydia Friesen (geb. Esau).

 

 

 

17 April 1912, S. 11

David D. Reimer, schreibt von Goessel, Kansas: „Da wir jetzt von Goessel nach Lehigh, Kans., ziehen, bitte unsere Rundschau an die neue Adresse zu senden. Du wirst vielleicht, lieber Bruder, nicht wissen, wer ich bin. Ich bin David D. Reimer. Unsere Kinder Isaak und Jakob sind immer noch in Baltimore. Wir erhielten Nachricht von der Pastorin, daß sie vielleicht die letzten Tage dieser Woche kommen werden; ganz sicher war das noch nicht, aber die Doktoren hatten gesagt, zu Ostern würden sie schon zuhause sein. Doch es ist schon Sonnabend abend und ist noch keine nähere Nachricht gekommen. Die Pastorin, er selbst ist verreist, schrieb um ein paar Dollars Geld; sie wollte für die lieben Jungens etwas zur Reise kaufen. Ich schickte drei Dollars. Ueber einen Dollar hatte sie schon ausgelegt, somit blieben noch zwei. Wir freuen uns doch unaussprechlich, daß Aussichten auf balde Heimkunft vorhanden sind, und wir jetzt nicht mehr lange warten müssen. Grüßend verbleiben wir eure D. D. R. “

 

 

16 Oktober 1912, S. 5-6

Lehigh, Kan., den 4 Oktober 1912.
Werte Rundschau!

Da du ein sicherer und guter Bote ist, der über Land und Meer eilt, weit, ja weit in die Welt hinein, so will ich versuchen, dir etwas mit auf die Reise zu geben.
Der Gesundheitszustand ist bei uns ziemlich gut. Anleitung zum Schreiben gab mir der Bericht in Nr. 39 der Rdsch., der von meinem Vetter ist. Ich sehe immer die Rundschau gleich durch, ob nicht etwas von Rußland oder Asien drin ist. Letzteres ist der Ort, wo wir 28 Jahre gewohnt haben. Du, lieber Vetter, erwähnst von Kornelius Reimers Kindern, die sind wohl mehr in Oklahoma. Die Wieben sind zerstreut; einer Namens Johann Wiebe ist noch in Asien. Die lieben Vetter werden vielleicht selbst schreiben. Du, lieber Vetter Johann Wiebe in Asien, du kannst gut schreiben, sende einmal einen langen Bericht ein. Auch erwähnst du, lieber Vetter Jakob Enns, auch etwas von mir. Ich bin David Reimers David. Als wir von Wernersdorf wegreisten, war ich ungefähr 14 Jahre alt. Ich kann mich nicht viel erinnern; daß ein Klaas Enns bei uns schaffte, weiß ich noch. Wieviel Geschwister seid ihr und in welchem Alter? Wir sind vier rechte Brüder: Peter, ungefähr 43 Jahre alt, ich 42, Kornelius 37, Jakob 32. Jedoch genau kann ich es nicht sagen. In Asien ist noch Mutterchen mit noch sechs Halbgeschwistern, drei Brüdern und drei Schwestern: Johann, Gerhard, Abram, Eva, Anna und Tina. Auch die Schwiegerelternsind noch in Asien. Ich sehne mich oft noch sehr nach ihnen. Das gegen Abend mal nach Großpapa gehen, fehlt mir sehr. Was macht ihr alle, ihr Asier? Ihr bleibt mir unvergeßlich. Du, lieber Schwager Peter Penner und Gerhard Gooßen, schreibt doch auch einmal an die Rundschau, ebenso Onkel Jakob Mandtler.  Sie können doch so schöne Berichte schreiben, bitte um einen in der Rundschau! O ihr Lieben alle von Asien, ihr müßt mal schreiben.
Nun zurück zu meinem Vetter Jakob Enns. Als ich deinen Bericht gelesen hatte und am Ende die Schriftstelle sahe, Spr. 19, 7, welche ich gleich nachschlug, wurde ich doch wenig wehmütig gestimmt. Ich mit meiner Familie habe es anders erfahren. Wie es uns erging mit unsern lieben Kindern, als wir hier in Amerika landeten, werdet ihr wohl gelesen haben. Die Leute hier in Amerika wollten fast mehr als sie vermochten. Es war eine schlimme Sache mit unserer Kinder Augen. Aber sie sagten: Es muß gehen und es ging; aber oft quälte mich der Gedanke: wird es ihnen auch zu schwer werden? oder : wird es sie auch gereuen? Und werden sie die Sache mit all den Schwierigkeiten in den Graben werfen? Ich hatte keine Durchsicht, aber ich mußte sehen, wie sie es mit des Herrn Hilfe durchführeten.
In Buhler wohnt ein Bruder Heinrich Ratzlaff, der brachte einmal die Sache mit unsern Kindern ins Rühren. Der sagte: Noch nie in meinem Leben habe ich was aufgeben müssen. Auch viele andere nahmen sich der Sache an, daß ich manchmal staunen mußte: Ich, ein ganz Fremder in Amerika, und fast ein jeder wollte etwas an der Sache tun. Geld, auch Beileid wurde mir entgegen gebracht. Ja, sie bewiesen es reichlich mit der Tat. Sowie auch Br. F.S. Görzen, der die beschwerliche Reise über den weiten Ozean übernahm. Und das Komitee hat viel deswegen geschafft. Wenn es auch manchmal so sahe, jetzt ist kein Ausweg, es fand sich mit Gottes Hilfe und Beistand wieder ein Weg, wenn auch durch Dornen. Wenn ich, oder wir so zurückdenken, so sage ich wie Bruder Richert, damals Mitglied des Komitees, neulich zu mir sagte, er glaube, in der Sache sei wirklich Gebetserhörung gewesen. Ja, wunderbar hat der Herr und geführt; wir wollen ihm dankbar sein und nicht vergessen, was der Herr und die Lieben in Amerika an uns getan haben.
Nun noch ein wenig nach dem Fürstenland an Peter und Aganetha Peters. Ich will etwas auf eure Frage wegen dem Ueberkommen eurer Kinder Wilhelm Dücken schreiben. Ihr schreibt, daß es wohl über Bremen besser geht. Wir kamen über Bremen, und wem ist es schlechter ergangen, als uns? Was die Bürgschaft anbelangt, wurde uns nämlich so gesagt: Wenn einer Person ein Glied fehlt, einen Bruchschaden oder sonst etwas an sich trägt, was nur nicht ansteckend ist, so hilft Bürgschaft; aber ansteckende Krankheiten, wie schlimme Augen oder Schwindsucht, da hilft keine Bürgschaftoder Geld etwas. Doch ich muß sagen: Viel Betrügerei und Geldmacherei ist dabei. Die Augen unserer Jungens waren in Rußland nie schlimm gewesen, bis sie, als wir fast über dem Ozean waren, rot wurden. In Eidtkuhnen und Bremen waren sie noch alle für gesund erklärt worden; aber das Landen wollte nicht gehen. Die Augen sind jetzt alle gesund. Wir haben diesen Sommer manches „Scheck“ verdient. Wir haben uns hier anderthalb Meilen südwestlich von Lehigh eine Farm gerentet; aber wir schaffen auch aus. Wir hoffen auf eine mittelmäßige Cornernte. 60 Acres haben wir schon selbst gepflanzt. Hier in Amerika braucht keiner zu darben, der gesund ist und arbeitet.
Nun muß ich zum Schluß eilen, sonst wird es dem Editor noch zu lang und der Bericht wandelt in den Papierkorb. (Wir haben noch Raum außerhalb des Papierkorbes – Ed.)
Ich grüße noch alle Landskroner. Du, lieber Vetter Peter Peters, du hast nach Asien so oft an uns geschrieben, warum jetzt nicht mehr. Die Briefe werden nicht naß beim über Ozean schwimmen.

Unsere Adresse: Lehigh, Marion Co., Kansas.
Grüßend,
Dav. D. u. Anna Reimer.

 

 

8 Januar 1913, S. 11

David D. Reimer, Lehigh, Kansas, schreibt am 19 September:
„Gesund sind wir, Gott sei Dank, alle, und wünschen dem Editor und den Lesern dasselbe.Wir sind jetzt nahe an der fröhlichen Weihnachtszeit, sind wir auch fröhlich? Manchmal trübt uns wohl das irdische Sorgen, oder was sich immer findet, den Blick, doch wenn wir aufblicken zu dem, der Macht über alles hat, und der uns liebt, wenn wir in seinen Wegen wandeln, so verziehen sich die dunkeln Wolken. Die himmlischen Heerscharen sangen damals: Friede auf Erden! Aber die Menschen leben in diesen Tagen, so wie man liest, nicht im Frieden, aber wir, die wir uns Kinder Gottes nennen, wollen dem Friden nachjagen.“

 

 

14 Januar 1914, S. 7

Lehigh, Kansas, den 20 Dezember 1913. Werter Br. Wiens! Zuvor wünsche ich die und allen Lesern eine gesegnete Zukunft. Das Jahr 1913 ist fast zu Ende und somit ist auch wieder die Zahlung für die Rundschau nötig. Das Geld ist diesen Herbst knapp; da es nicht Corn gab, war wenig Verdienst, aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Die Rundschau ist uns unentbehrlich, nur schade, daß so wenig von Asien drin ist, auch würden wir herzlich gern einmal etwas von Landskrone, Rußland darin lesen. Du lieber Vetter Peter Peters, in Asien kamen deine Briefe ab und zu, aber seitdem wir in Amerika sind, bekommen wir keinen Brief von euch, trotzdem ich schon an euch geschrieben habe. Was machen Schartners, deine Schwester? Bitte, schickt uns Briefe oder berichte an die Rundschau. Die Briefe kommen besser über den Ozean als die Menschen. Oder seid ihr nicht mehr in Landskrone? Unsere Adresse ist noch immer: D .D. Reimer, Lehigh, Marion Co., Kansas, Nordamerika.
Schon eine zeitlang haben wir nebliges Wetter. Der Reis hängt jetzt dick an den Bäumen und am Telephondrath. Da wir bis jetzt, wenn`s auch kalt ist, wenig Wind haben, so ist`s doch erträglich. Hier in Amerika vernehmen wir es besser, wenn der Wind vom Norden kommt, als in Asien. Was das Wetter anbelangt, wird wohl nicht bald eine Gegend als Asien zu finden sein; aber hier sind auch gute Seiten, die in Asien nicht waren. Da ist die Dieberei, die nahm in Rußland überhand. Es ist eine schwache Seite von der russischen Regierung, daß dem Uebel abgeholfen wird. Wenn der Russe ein kleines Amt hat, dann ist er ein großer Herr. Ich habe mich hier schon sehr gewundert, daß ich keinen Offizier sehe. Es sind schon drei Jahre gewesen, daß wir hier sind, und bin noch keinem Beamten begegnet, der einen ankreischt oder vor dem ich mich gebückt oder den Hut abgenommen habe.
Grüßend, eure Mitpilger

David und Anna Reimer.

 

 

16 September 1914, S. 10

David D. Reimer, schreibt am 28. August: “Da wir von Lehigh, Kansas, nach Dallas, Polk Co., Oregon gezogen sind, möchten alle, die an uns schreiben wollen, sich diese Adreßveränderung merken. Ihr Lieben in Asien, laßt auch ihr einmal von euch hören! Wir haben von euch schon lange keine Nachricht erhalten., aber eins bleibt uns; wir können einer für den andern beten, und das wollen wir ernstlich tun in dieser letzten Zeit!“

 

 

9 Januar 1918, S. 11

Dallas, Oregon, den 18 September. Lieber Bruder Wiens!
Da wir wieder an der Schwelle des Jahres angekommen sind, wo die Schulden wieder ins reine gebracht werden, so will ich auch wieder die Rundschau bezahlen mit einem Check im Betrage von $ 1.35 für Prämie Nr.3. Hier ist jetzt Regenzeit, dabei aber sehr schön.Die Rundschau ist bei uns unentbehrlcih. Wie schauen sehr aus nach berichten von Rußland. Auch schauen wir immer nach der Unterschrift jedes Berichtes, ob es nicht einmal F. S. Görzen ist. Haben aber schon lange vergeblich geschaut. Die alte Großmutter ist wohl tot? Wenn die Rundschau bei Euch gelesen wird, Br.Görzen, so schreibe, bitte, einmal einen längern Bericht! Unsere Familie im Hause wird immer kleiner. Sohn David hat sich vor ein paar Jahren verheiratet mir Sarah Fast; Tochter Maria verheiratete sich im November 1917mit Henry Fast, Sohn Isaak heiratete im Dezember mit Maria Friesen; Sohn Peter ist schon über ein bei Geschw. F . F. Friesens; Sohn Jakob ist fast nicht einen Tag  zuhause. So sind wir dann nur noch mit dem Jüngsten; Sohn Cornelius zuhause. Im Sommer ist meine liebe Frau ganz alleine, dann schaffen wir beide, ich und Cornelius, auch aus. Wir sind unserm himlischen Vater viel Dank schuldig, dafür, daß alle unsere Kinder nicht weit von uns sind.
Grüßend,
David und Anna Reimer.

 

 

Bemerkunhgen von E.Klassen:

David David Reimer gehört zu der Familie Reimer, die im Buch von R. Friesen „Auf der Spuren der Ahnen“ S. 168 abgebildet ist. David selber ist nicht auf dem Bild, da er zu der Zeit schon in der USA lebte. (s. auch Bericht, Bericht).

 
   
Zuletzt geändert am 3 Februar, 2021