Bericht von Heinrich und Agatha Janzen aus Nikolaipol, Turkestan in „Zions - Bote“, Nr. 48, vom 5. Dezember 1900, S. 4

 

Abgeschrieben von Elena Klassen (Email), alle ihre Berichte.

 

Kopie der Zeitung „Zions - Bote“, Nr. 48, vom 5. Dezember 1900, S. 4. (gotisch) von Elena Klassen.

 

 

Asien, Aulieata, Nocolaipo 22 Okt. „Der Herr redet,“ so klingts mir als Wiederhall aus einer Predigt von Br. Jak. Kröker, Spat, in den Ohren, aber auch in Herzen. Nach manchem sogenannten Mißgeschickk, ich sage Führung unseres Gottes, in Familie und Wirtschaft, verstand ich die Sprache des Herrn an mir nicht, glaubte wohl es sollte mir zur Bessrung gereichen. Da ließ der Herr uns unsern kleinen Sohn Heinrich erkranken und rief ihn nach einem sehr schmerzhaftem  Leiden am sechsten Tage hinüber zu sich. Ich gehe nicht auf die Einzelheiten der Krankheit ein. Er starb in einem Alter von 5 Jahren und 2 Monaten an Unterleibtyphus. Nur ists mein Wunsch, daß wir uns doch auch von den sogenannten kleinen Mißgeschicken und Mißerfolgen von dem Herrn ziehen lassen möchten, denn dann darf der Herr nicht zu tiefer greifenden Mitteln fassen. Zwar sind wir über unser Kind getröstet; es ist bei Jesu, aber es hängen sich da so viele Gedanken und Versäumnissen, Mißgriffen und Bedenken daran. Wenn der Herr in dieselbe Lage geführt hat, wird`s wissen, wers noch nicht erfuhr, lasse sich warnen und merke auch auf die Kleinigkeiten; denn der Herr ist geduldig auch in der Erziehung seiner Kinder, ja sehr weislich handelt er. Auf die Frage, „warum“ will ich die Antwort schon abwarten, wenn ich droben bei meinen drei vorangegangenen Kindern sein werde, doch weiß ich der Herr redet, werde ich, werden wir seine Sprache noch nicht verstehen, dann wird er nicht schweigen, er redet weiter, bis er uns zur Ueberzeugung bringt, oder bis man sich von ihm abwendet und er denjenigen dahin gibt wofür uns alle Gott in Gnaden bewahren möge. Es ist mir schmerzlich nach 14 Jahren in der Erziehung Gottes noch nicht mehr mir angeeignet zu haben von meinem Vater, und ich darf sagen, unserm Br. Jesus Christus. Zwar haben ich für mich eine Antwort auf das „warum“ u. finde sie in den Worten Jesu: Matth. 6, 33 und ähnlichen Stellen, so wie: „Gehe hin und sündige hinfort nicht mehr.“ Sehr dankbar sind wir, daß wir in diesen Tagen uns an unserm Jesu halten durften; manches heiße Gebet und dringende Seufzer sind zu ihm gesandt und wir durften Erhörung finden. Am Leben haben wir noch 4 Kinder, zwei Söhne und zwei Töchter. Unser Flehen und Wunsch ist, daß sie alle brauchbare Werkzeuge Jesu werden möchten schon hier auf dieser Erde, dermaleinst aber alle Himmelserben. In unserem Dorfe herrscht seit einiger Zeit Krankheit unter Kindern, aber auch unter den  Erwachsenen. Viele von unsern Leuten sind unterwegs nach, in und von Taschkent, wohin Schweinefleisch transportirt wird. Cor. Reimer fuhr im Sept. ab nach Amerika sammt Familie; dieselbe erhielt unterwegs nach Taschkent noch Zuwachs. Einen Gruß an alle amerikanischen Asiaten.

Heinrich und Agatha Janzen (Reisende).

   
Zuletzt geändert am 1 Juli, 2018