Brief von Katharina Wall aus Andrejewka, Turkestan in der "Mennonitische Rundschau" vom 8. Januar 1913, Seite 13

 

Abgeschrieben von Elena Klassen (Email), alle ihre Berichte.

 

Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 8. Januar 1913, Seite 13. (gotisch) von Elena Klassen.

 

Andrejewka, Turkestan, den 11. November 1912. Werter Editor und alle Leser!
Ich wünsche euch allen die schöne Gesundheit an Leib und Seele. Wir sind alle gesund.

Lieber Onkel und Tante Kornelius Gooßen, liebe Nichte Anna, Vetter Kornelius und ihr andern alle, warum schreibt ihr nicht? Habt ihr uns vergessen oder habe ich euch beleidigt? Ich habe so oft geschrieben, schon im Januar, und nachher schrieb Mama. Nachdem Mama geschrieben hatte, schrieb ich noch wieder. Es tut mir wirklich leid, liebe Anna, daß du gar nicht schreibst. Vor einigen Tagen träumte ich nachts, ihr wäret hergekommen, nur du warest nicht. Jetzt habe ich oft an dich gedacht und mich gewundert, wo du nur sein möchtest. Schicke mir doch noch einmal einige schöne Lieder!

Hast du auch schon von dem Kriege gelesen, der ausgebrochen ist? Es ist schrecklich, wie sie da die Menschen quälen. Ich selbst habe es nicht gelesen, sondern nur erzählen hören. Sie denken alle, wenn Gott es zuläßt, kann es einen Weltktieg geben. Wenn man so etwas hört, kommt man zum Nachdenken darüber, ob wir unsern Grund auf Sand gebaut haben oder auf einen Felsen.
Du, lieber Vetter Kornelius, schreibst ja gar nicht mehr. Wie geht es dir? Es gibt nach der Bekehrung viel zu kämpfen und zu streiten, mehr als vorher, nicht wahr?
Heute ist Sonntag. Vormittag war Versammlung und nachmittag Jugendunterricht, und des Abends ist hier im Versammlungshause auch noch Andacht. Man hört Gottes Wort so reichlich, wenn man sich auch dadurch leiten ließe, durch den heiligen Geist, der unsern Verstand erleuchtet!
Noch ein wenig an alle andern Freunde und Bekannten. Wo sie alle wohnen, weiß ich nicht. Seid ihr alle gesund und geht es euch wohl? Warum laßt ihr nichts von euch hören? Wir lesen so gern etwas von euch. Wenn ich die Rundschau in die Hand nehme, dann sehe ich das erste nach, ob nicht etwas von unsern Verwandten und Bekannten darin zu lesen ist. Bitte, seid so gut und laßt uns etwas von euch hören!

Kath.Wall
   
Zuletzt geändert am 11 März, 2017