Brief von Heinrich Nachtigal aus Ak-Metschetj, Asien in der "Mennonitische Rundschau" vom 11. März 1908

 

Abgeschrieben von Elena Klassen (Email), alle ihre Berichte.

 

Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 11. März 1908, Seite 12. (gotisch) von Elena Klassen.

 

Asien.

Ak Metschet, den 6 Jan. 1908.
Werter Editor der „Rundschau“! Ich wünsche Die die beste Gesundheit nach Leib und Seele. Da ich hier in Chiwa auch die „Rundschau“ lese (mein Schwager Riesen schickt sie mir zu) so gedachte ich auch etwas für dieselbe zu schreiben. Ich habe schon oft von den Verwandten meiner Eltern gelesen und von Onkel Andreas Nachrigal. Wer von Euch die „Rundschau“ liest, auch all die Chiwaer, die an uns denken, ich wünsche Euch allen die beste Gesundheit. Von meinem Onkel Tobias Dörksen haben wir schon lange nichts gehört; wer in seiner Nähe wohnt und die „Rundschau“ liest, ist gebeten, ihn zu grüßen und er möchte an uns schreiben. Ich bin mit meiner Familie ziemlich gesund, haben vier Kinder, die älteste Tochter Katharina ist 11 Jahre alt, Peter ist acht, die Anna sechs, das jüngste Töchterchen Maria sieben Monate alt. Drei Kinder sind gestorben.
Muß noch berichten, daß unser Schullehrer Johannes Andres den 5. Januar selig im Herrn gestorben ist; er hinterläßt seine Frau mit vier Kindern. Kurz vor Weihnachten wurde er krank, er konnte am heiligen Abend nicht zugegen sein. Schwager Riesen vertrat seine Stelle; er war früher Schullehrer gewesen und er wußte sich mit den Kindern sehr gut und Hermann Riesen, sein Sohn, begleitete den Gesang mit dem Harmonium, das in unserer Kirche steht. Wie es jetzt mit der Schule werden wird, ist uns unbekannt, da wir jetzt keinen Lehrer haben, aber dem Herrn ist ja alles klar.
Wir haben viel Schnee bekommen, ist aber nicht kalt, es taut schon. Die Nahrung ist hier teuer, aber wir dürfen nicht Not leiden.
Gruß an alle, die an uns denken,
Heinr. Nachtigal.

   
Zuletzt geändert am 7 Januar, 2017