Die Nervenheilanstalt "Bethania" auf dem Land von Alt-Kronsweide, Chortitza Kolonie

Nervenheilanstalt Bethania bei Einlage in der "Mennonitische Rundschau" 1880-1939. (16 Einträge)
Ortsseite Alt-Kronsweide (seit 1911 Bethania), Chortitza Kolonie.
 
Die Nervenheilanstalt "Bethania" war als allgemeine deutsche Anstalt gedacht. Es wurden daher Spenden nicht nur von Mennoniten, sondern auch von Lutheranern entgegengenommen. Es zeigte sich aber sehr bald, dass die mennonitische Gesellschaft mehr Interesse für dieses wichtige Unternehmen bewies als die lutherische Bevölkerung, denn die Spenden der Mennoniten übertrafen die der Lutheraner wohl um das l0-fache. Ausserdem fehlte es wohl auch an der nötigen Einigkeit zwischen beiden Parteien. Nun griffen die Mennoniten das Werk der Gründung einer Anstalt alleine an, und die Spenden der Nichtmennoniten wurden zurückerstattet. Ende 1909 konnte ein Grundstück von 107 Desjatin am rechten Ufer des Dnjepr, nahe der grossen Dnjeprbrücke bei Einlage, vom Alt-Kronsweider Plan abgekauft werden. Der grösste Spender war die Fabrik "Lepp & Wallmann". Der erste Anstaltsarzt war Dr. Wilhelm Stieda aus Riga, später Isaak
Thiessen, ein Schwiegersohn von Andreas Wallmann, dem Fabrikbesitzer. Bauleiter und Seelsorger war Peter Gerhard Schellenberg der 1912 von Banditen erschossen wurde. Am 15. März 1911 konnten die ersten weiblichen Kranken aufgenommen werden, (Pavillon Nr.7 "Bethel"), und am 20. August 1911 wurde Pavillon Nr. l "Salem" von männlichen Kranken bezogen. Der Bau des Hauptgebäudes Nr.6 wurde im März 1911 angefangen und war für 45 Personen eingerichtet. Es sollte Kirche und Wirtschaftsräume enthalten. Das Hauptgebäude war zweistöckig. Diesem schliessen sich symmetrisch, durch Korridore miteinander verbunden, einerseits die ruhige Männerabteilung, anderseits die ruhigen Frauenabteilungen an. Das Hauptgebäude enthielt folgende Räume: Doktorzimmer, Wartesaal, Apotheke, Büro, Küchenpersonal, Badezimmer (einige). Die Abteilung für unruhige und tobsüchtige Kranke lag zu beiden Seiten des Hauptgebäudes in einer Entfernung von 15 Meter. Die Abteilung für Unruhige hatte je 30 Betten; die Abteilungen für Ruhige - je 25 Betten. Zur Anstalt gehörten zwei Ärztewohnungen, eine Bäckerei, eine Farm, Schlosserei mit einer elektrischen Station und Wäscherei. Die Anstalt war gross angelegt und sollte für 300 Kranke ausgebaut werden. Der Weltkrieg und die daran anschliessende Bedrückung des Deutschtums sowie der Bürgerkrieg verhinderten dieses Vorhaben. In "Bethania" konnten somit nur 110 Kranke untergebracht werden. 1918 machten verschiedene Banden die Gegend unsicher. Auch Bethania wurde wiederholt ausgeraubt. Die Spenden aus den Gemeinden wurden immer weniger. Im April 1919 wurde Bethania nationalisiert, als Staatseigentum erklärt und dem Gesundheitsamt in Alexandrowsk unterstellt. Die furchtbarste Zeit für Bethania war, als die "Machnowchina" einsetzte. Eine berittene Abteilung von 30-40 Mann hatte in den Anstaltsräumen ihr Quartier, und sie schleppten Kleider, Wäsche und Getreide aus der Anstalt weg. In dieser bedrängten Zeit, als die Anstalt von der Aussenwelt abgeschnitten und jegliche Zufuhr von Lebensmitteln unmöglich war und die Anstalt öfters beschossen wurde, haben die nächsten umliegenden Dörfer die Anstalt monatelang unterhalten, obwohl die Bewohner selbst in einer schlimmen Lage waren. Der Transport war gestört, und Brennmaterialzufuhr war unmöglich. 1922 setzte die Hungersnot ein. 61 Kranke sind im Laufe des Jahres gestorben - das sind soviel wie in den ersten 10 Jahren zusammen. Das Personal hat diese ganzen schweren Jahre durchgehalten und die Anstalt nicht verlassen. Mehrere haben ihre Gesundheit diesem Beruf geopfert. Die Durchschnittszahl der Kranken schwankte zwischen 80 und 100. Vor dem Krieg war die Jahresausgabe 35.000-40.000 Goldrubel. Nach dem Krieg erhält die Anstalt von der Regierung 7000-8000 Goldrubel. 1911 gab es 88 Patienten und 76 Zimmer. In den 15 Jahren ihres Bestehens (1925) hatte die Anstalt insgesamt 991 Patienten. Fünf Ärzte, 78 Krankenpfleger, 86 Krankenschwestern und weitere 353 Mitarbeiter waren in der Anstalt tätig. Die Patienten waren:101 Russen, 87 Deutsche und 16 Juden - zusätzlich zu den Mennoniten. Es kamen Assistenten von Halbstadt. Molotschna, um zu helfen. 1927 wurde Bethania zerstört, weil der Damm und das Kraftwerk Dnieprostroi gebaut wurden. (1/22)
   

Jakob Janzen, Hausvater in Bethania wurde 1920 zum Prediger in Chortitza Kolonie gewählt.

Johann Peters 1864-1919 (#266892) aus Petersdorf war lange im Verwaltungsrat von "Bethania"

H. Reimer, Hausvater in Bethania (später MCC-Lager, Gronau i. W.)

Mit energischen Appellen durch „Der Botschafter" weckte die Mennonitengemeinden auf. Die Folge war, daß die Anstalt „Bethania" 1910 bei Einlage gegründet wurde.

Bilder und Fotos Alt-Kronsweide (seit 1911 Bethania), Chortitza Kolonie.

Die Mennoniten - Heil und Pflegeanstalt "Bethania". In Illustrierter Molotschnaer Volks-Kalender für die deutschen Ansiedler in Süd-Russland (1914). Prischib. S. 105-107. (gotisch) von Viktor Petkau.

Brief von Kornelius Wall aus Aulie Ata in der „Friedensstimme“ Nr. 41 von 24. Mai 1914. Abgeschrieben von Elena Klassen.

       
       
   
Dr. Isaak Thiessen (1885-1960) (#151800) Oberarzt der Nervenheilanstalt "Bethania" bei Einlage. (R305) Lebte 1916-1924 in Bethania. Verhaftet 1930, verschickt nach Taschkent, später nach Alma-Ata, gest. in Moskau. [118]; [14]
     
   
Klassen David (1899-1990) (#84233) Prediger und Gesangleiter in Einlage, war zuvor Pfleger in "Bethania", wo er auch ein Chor leitete. Aus Rosenort, Molotschna. Seine Frau Sara Hamm (1898-1986) gest. in Karaganda, war die Tochter des Ladenbesitzer in Lichtenau, Molotschna Hermann Hamm (1855-1940) (#84010), der in Einlage starb. Sara Hamm wurde 1941 für 11 Jahre verhaftet. [118]; [14]
       
    Johann Peters (1864-1919) (#266892) und Frau Anganetha (geb. Peters) Gutbesitzer aus Petersdorf . Johann Peters war viele Jahre Mitglied im Verwaltungsrat der Nervenheilanstalt "Bethania". Familie lebte 1864-1919 in Petersdorf, Yazykovo. [76]; [14]
     
   
Die Nervenheilanstalt "Bethania", Hauptgebäude. [76]
       
   
Abteilung für Männer der Nervenheilanstalt "Bethania". [76]
       
   
Bethania, Frauenabteilung. [76]
       
   
Женская палата лечебница для душевнобольных Бетания. Фото 191... Frauenabteilung der Nervenheilanstalt "Bethania". Foto 1915. [71]
       
   
Die Wohnungen des Arztes und der Verwaltung von "Bethania". [76]
       
   
Gesmatansicht, Nervenheilanstalt Bethania bei Einlage. 1912.
       
   
"Bethania", Küche. [76]
   
 
   
Im Speisesaal von "Bethania". [76]
       
   
Angestellte und Personal von Bethania, 1927, kurz vor der Auflösung. In der zweiten Reihe von hinten, rechts der 4. ist David Klassen (1899-19909 (#84233) Prediger und Gesangleiter in Einlage, war zuvor Pfleger in "Bethania", wo er auch ein Chor leitete. Aus Rosenort, Molotschna. [118]; [14]
       
   
Dasselbe Foto "Bethania" Pflegepersonal 1927.
       
   
Schwesterinnen aus "Morija" als Praktikantinnen in "Bethania". Foto ca. 1927. [118]
       
   
Die ersten drei Krankenschwestern von Bethania, sie waren als Lenchen, Lieschen und Annchen bekannt . Hinten steht Helene Siemens (1892-1986) (#770680) geb. in Kronsthal, Chortitza, später Frau Rempel. Links ist Elisabeth Fehdrau und rechts Anna. Die drei machten ihre Ausbildung in den Bodelschwingschen Anstalten bei Bilefeld. Foto aus dem Jahre 1911 oder 1913. [118]; [14]
   
 
   
Hochzeitsbild von Johann Rempel (1888-1937) (#508315) geb. in Rosenthal, Chortitza und Helene Siemens (1892-1986) (#770680) geb. in Kronsthal, Chortitza, vom Hof Kt60. Foto 1922 vermutlich in Bethania gemacht. Helene war eine der 3 Krankenschwestern von Bethania, die in Bethel bei Bielefeld ihre Ausbildung machten und dann jahrelang in Bethania arbeiteten. Johann Rempel war ebenfalls ein Krankenpfleger in Bethania. Familie lebte1923-26 in Einlage, Chortitza; 1929-1940 in Schöneberg Hof Sb54. [82]; [14]
   
 
   
Krankenschwestern aus Bethania (vor 1922). Vorne v. l . n. r. Anna, Elisabeth Fehdrau, hinten die dritte von links Helene Siemens (1892-1986) (#770680) geb. in Kronsthal, Chortitza, später Frau Rempel. Lebte1923-26 in Einlage, Chortitza; 1929-1940 in Schöneberg Hof Sb54. [118]; [14]
   
 
   
Wahrscheinlich der männlicher Personal in Bethania. Vorne in der Mitte Dr. Isaak Thiessen (1885-1960) (#151800) Oberarzt. Lebte 1916-1924 in Bethania. Verhaftet 1930, verschickt nach Taschkent, später nach Alma-Ata, gest. in Moskau. [118]; [14]
   
 
   
Eine Postkarte in Farbe von Bethania, die in Gelsenkirchen, Deutschland gedruckt wurde. [71]
       
   
Открытка с видом лечебницы для душевнобольных Бетания с. Кро... Ansichtskarte, die Nervenheilanstalt "Bethania". [71]
       
   
Hier war mal Bethania, heute (1997) sind nur noch ein paar Steine übrig. Ein Teil wurde vom Dnepr-Stausee überflütet, das andere abgebrochen. [8]
       
   

Heilanstalt „Bethania“ bei Einlage, zwischen 1924-1927. Rechts – David Klassen (1899-1990) (#84233) als Pfleger in der Anstalt. Prediger und Gesangleiter in Einlage, war zuvor Pfleger in "Bethania", wo er auch ein Chor leitete. Aus Rosenort, Molotschna. Foto zugeschickt von Helene Bergen, Weißenthurm. [118]; [14]

       
   

Dr. Thiessen mit Morija-Schwestern (Vollschwestern) im Dienst von Bethania. Aufnahme von 1927. Ausflug an den Dnjepr. Dr. Isaak Thiessen (1885-1960) (#151800) Oberarzt der Nervenheilanstalt "Bethania" bei Einlage. (R305) Lebte 1916-1924 in Bethania. Verhaftet 1930, verschickt nach Taschkent, später nach Alma-Ata, gest. in Moskau. [118]; [14]

       
   
Bethania 1924-1927. In der Mitte David Klassen (1899-19909 (#84233) Prediger und Gesangleiter in Einlage, war zuvor Pfleger in "Bethania", wo er auch ein Chor leitete. Aus Rosenort, Molotschna. [118]; [14]
       
   
Ehemalige Morija-Schwestern, Muntau, beim Treffen am 20.06.1965 in Karaganda, Kasachstan. Viele von ihnen waren in Bethania tätig. [118]
       
       
   
Quellen:
1. Fotos von Anatolij Prosorow-Reger mit Informationen von Adina Reger Weissenthurm, Deutschland.
   

6. Email von Stefan Froehlich "steve.fr@web.de" an Willi Vogt am 04.09.2009

14. Grandma Datenbank. CMHS Fresno, USA. 2017. Beschreibung.

48. Als ihre Zeit erfüllt war. 150 Jahre Bewahrung in Russland. Walter Quiring, Helen Bartel. Saskatoon, Saskatchewan. 1963.

71. Fotos und Dokumente von Nikolaj und Alla Krylow, Universität Melitopol, alle ihre Berichte.

81. Diese Steine, die Russlandmennoniten. Adina Reger und Delbert Plett. Manitoba. 2001. Von der "D. F. Plett Historical Research Foundation" runterladen.

82. Fotos und Informationen von Stefan Froehlich (Email).

86. Erste Mennoniten Doerfer Russlands 1789-1943. Chortitza-Rosental. N. J. Kroeker. Vancouver. 1981.

118. Dokumente, Fotos und Informationen von Helene Bergen, alle ihre Berichte.

       
       
Zuletzt geändert
     
am 16 September, 2017