Mennonitische Umsiedlerbetreuung (MUB). Einige statistische Daten.

Hintergrund und Bemerkungen

   
  Im Januar 2009 bekam ich von Hans von Niessen (Rengsdorf, Kreis Neuwied) eine wertvolle CD mit der Datenbank der "Mennonitischer Umsiedlerbetreuung" (MUB) oder auch Umsiedler-Kartei genannt. Aus dem Buch "200 Jahre Mennoniten in Russland"2 und anderen Quellen ist bekannt, dass die "MUB" bis ca. 1999 105.935 Personen, die sich als Mennoniten bekennen oder einen mennonitischen Hintergrund haben, erfasst hat.
  Seit 1972 leitete Hans von Niessen die ,,Umsiedlerbetreuung", die im Auftrage der IMO gegründet wurde um "Spätheimkehrer aus der UdSSR und Rückwanderer aus Südamerika" betreuen. Laut der "Mennonitische Rundschau" ist "IMO - Internationale Mennonitische Organisation, diese Organisation ist das Gegenstück zum MCC auf europaeischem Boden, 1989 war der Hauptsitz in Neuwied und der Geschäftsführer Hans von Niessen." 3
Die Mitarbeiter der "Mennonitischer Umsiedlerbetreuung" (MUB) erstellten Listen von den neu angekomennen Mennoniten. In den Jahren 1973 bis 1990 wurden diese Listen in den Zeitungen "Der Bote" und "Mennonitische Rundschau" veröffentlicht. Die erste Liste wurde am 30.01.1973 in "Der Bote" Nr. 5 mit 36 Personen gedruckt. In "Mennonitische Rundschau" am 27.09.1989 (Nr. 19) wurde die letzte Liste (Nr. 363 20.801 Personen) der MUB gedruckt. In "Der Bote" ging es noch kurz weiter, der letzte mir bekannte am 6.06.1990 (21.820 Personen). Der grosse Anstieg von mennonitischen Einwanderern in den Jahren 1988 (10.617); 1989 (16.670); 1990 (19.647); 1991 (13.299) und 1992 (12.681) führte dazu dass der Druck in den Zeitungen nicht mehr möglich war.
    Alle Umsiedler und Rückwanderer müssen durch das Lager Friedland. Hier verbrachten sie 4-7 Tage und wurden die ersten Formalitäten erledigt. Dann wurden sie in verschieden andere Lager verlegt, eines von diesen Lagern ist die Landesstelle Unna-Massen bei Dortmund, zu seiner Zeit einer der Grösste in Europa.
    Die "Umsiedlerbetreuung" wurde auch von dem MCC unterstützt, zum Beispiel wurden Freiwillige aus Canada als Mitarbeiter nach Deutschland geschickt. Grete und Karl Fast aus Winnipeg beschreiben diese Arbeit in Unna-Massen so:
    "Unser Tagesablauf auf der Tüte war ein festgeregelter, der um 7 Uhr 30 begann. Um acht Uhr war Frühstück und um 8 Uhr 30 holten wir uns die Listen der Neuangekommenen vom Büro der Landesstelle ab. Aus dieser Liste suchten wir uns die Umsiedler aus der Sowjetunion heraus. Wenn wir die Adressen der Russlanddeutschen erst hatten, war es so weit, dass wir die Leute besuchen konnten. Die Besuche waren ganz spontaner Art, d.h. wir konnten keine Vereinbarungen oder Termine
machen. Man klopfte einfach auf gut Glück an die Tür und freute sich, wenn jemand zu Hause war. Um 11 Uhr 30 war es Zeit, Mittagspause zu machen. Nach dem Mittagessen machten wir die Listen für den Boten und für die Rundschau. Um 15 Uhr begannen wir wieder mit den Besuchen. Gegen 16 Uhr 30 oder auch um 17 Uhr war die Besuchszeit zu Ende."5
    Die weitgrösste Mehrheit der Umsiedler bezeichnet sich bei der Einwanderung als "Baptist". Etwas weniger als jeder fünfzehnte Einwanderer bekennt sich als "Mennonit". Viele schliessen sich nach der endgültigen Ansiedlung doch wieder der Mennoniten Brüdergemeinde oder der "kirchlichen" Mennonitengemeinde an.6
    Im Jahre 1989 schrieb die "Mennonitesche Rundschau": In vielen Angelegenheiten arbeiten das MCC und IMO zusammen. Das grösste gemeinsame Projekt ist z.Zt. die Umsiedlerbetreuung in der Bundesrepublik mit besonderer Konzentration auf Unna-Massen. Diese Konzentration dürfte sich aber mit der Zunahme der Umsiedlerzahlen auf andere Orte verlegen, wie nach Friedland, Nürnberg und Osnabrück.7 Es scheint aber dass es zu der Erfassung von diesen Orten nicht gekommen ist.
    In den 1990en Jahren wurde die "Mennonitische Umsiedlerbetreuung" in "Aussiedler Betreuungsdienst (ABD) mennonitischer Gemeinden in Deutschland" umgewandelt mit Sitz in Rengsdorf, Kreis Neuwied.
     
    Nach der Aufregung, der jeder Ahnenforscher erlebt, wenn er ein wertvolles Dokument oder in diesem Falle eine ganze Datenbank, in die Hände bekommt, kamm bald die Ernüchterung
    Die Daten wurde mit dem DOS-Programm DataEase 4.2 aus dem Jahre 1989 Jahre erfasst. Es war zu seiner Zeit sehr verbreitet, galt als bedienungsfreundlich und stabil. Die Entwickler haben aber den Umstieg auf Windows verpasst und es wurde von anderen Programmen verdrängt, und ist langsam ausgestorben. Aus der heutiger Sicht ist das Programm sehr umständlich und kann auch erstaunlich wenig. Es kann nur "Drucken" oder "Anzeigen". Hier ein Beispiel für "Anzeigen".
     
   
     
    Auf den Bilschirm passen 2 durchschnittliche Familien oder eine grössere, rechts ist der Text (Geburtsort von Mann und Frau) abgeschnitten, das Fenster lässt sich nicht vergrössern. So was, wie "Suchen" gibt es da überhaupt nich, ganz zu schweigen von "Sortieren". In der Datenbank sind 2 Listen definiert, ein sogenannte "Kurze Liste" (ein Ausschnitt auf dem Bild oben) und eine "Lange Liste", die man aus den Zeitungen kennt, hier ein Beispiel:
     
    17.759 Nickel, Katharina/Berg 15.12.52 Neudatschino
17.760 Nickel, Johann 26.06.76 Tokmak
17.761 Nickel, Jakob 07.07.77 Tokmak
17.762 Nickel, Andreas 10.11.78 Tokmak
17.763 Nickel, Sinaida 1304.80 Tokmak
17.764 Nickel, Maria 10.0981 Tokmak
17.765 Nickel, Waldemar 18.06.83 Tokmak
17.766 Nickel, Katharina 0901.88 Tokmak
Eingetroffen am 11.6.88 aus Tokmak
Adresse: Auf der Tüte 76/IV, 4750 Unna-M.
     
    In der "Kurzer Liste" fehlen die Geburtsdaten der Kinder und in der "Langen Liste" sind diese Daten da, aber mann kann nur vermuten dass diese Personen zu einer Familie gehören. In beiden Listen sind viele Geburtsorte, Auswanderungsorte und Ankuftsorte ziemlich gekürzt, und Bemerkungen überhaupt weggelassen. Ich versuchte eine neue Liste definieren oder eine von diesen vorhandenen, modifizieren, aber es kammen immer wieder Fehler heraus.
     
    Das Programm "DataCool" sollte angeblich in der Lage sein alte DataEase-Daten in ein modernes Format umwandeln. Aber beim einlesen kamm die Meldung "Fehlerhafte Formulardefinitionsdatei .dba". Dieser Fehler scheint nicht ein Defekt der CD zu sein, sondern ist wahrscheinlich schon früher entstanden. Jetzt, nachdem dass umwandeln in ein modernes Format gescheitert war, gab es nur 2 Möglichkeiten diese Datenbank in eine Form zu bringen mit der man arbeiten kann. Oder die gesamte Liste ausdrucken, wieder einscannen und aus diesem Textmaterial versuchen eine Kalkulation- oder Datenbankdatei zu machen. Oder versuchen direkt aus den .dbm Dateien der DataEase-Datenbank Informationen zu etnehmen. Ich entschied mich für die zweite Metode.
     
    In den Listen der Datenbank sind 120.734 Personen erfasst. Ich habe aber 2 Familien getroffen, die doppelt vorkommen, (es gibt bestimmt mehr) deswegen ist die reale Zahl etwas niedriger. Dafür haben wir aber 2.701 Einträge, meistens von alleinstehenden (verwitweten oder geschiedenen) Frauen, deren Ex-Mann nicht als Person eingetragen ist, sondern nur in den Bemerkungen, aber wir kennen seinen Familiennamen. In diesen Einträgen sind 6 die 2 mal verheratet und verwitwet waren . Deswegen wurde ich schätzen, dass in der Datenbank der "Mennonitischer Umsiedlerbetreuung" (MUB) Informationenn von über 123.000 Personen vorhanden sind. Wenn wir die doppelten Familien herausfinden wurden, konnten wir diese Zahl genauer bestimmen.
     
    Die hier vorgestellte statistische Daten über die Datenbank der "Mennonitischer Umsiedlerbetreuung" (MUB) bestehen aus folgenden Dateien:
     
   
MUB. Auswanderung von Russlandmennoniten in den Jahren 1964-2008 nach Deutschland.
MUB. Mennonitischen Ehen und Mischehen.
MUB. Nachnamen von Russlandmennoniten die nach Deutschland ausgewandert sind. Überblick.
MUB. Vornamen von Russlandmennoniten die nach Deutschland ausgewandert sind. Überblick
MUB. Nachnamen von Russlandmennoniten die nach Deutschland ausgewandert sind (alphabetisch sortiert).
MUB. Vornamen von Russlandmennoniten die nach Deutschland ausgewandert sind (alphabetisch sortiert).
MUB. Orte in der UdSSR oder GUS, aus den Russlandmennoniten ausgewandert sind (alphabetisch sortiert).
MUB. Orte in der UdSSR oder GUS, aus den Russlandmennoniten ausgewandert sind (nach Jahren sortiert).
MUB. Orte in Deutschland, in den Russlandmennoniten gleich nach der Umsiedlung lebten.
     
    In den ersten 4 Dateien ist ein Beschreibung oder Zusammenfassung, eine kurze Tabellle und Diagrammen. In den restlichen Dateien die eigentliche Listen und Daten. Ausser diesen, waren noch folgende Daten geplant: Geburtsorte, Geburtsjahre und Konfession, wann ich das mache kann ich jetzt noch nicht sagen.
     
   
Quellen:
1. Datenbank der "Mennonitischer Umsiedlerbetreuung" von Hans von Niessen.
      2. 200 Jahre Mennoniten in Russland. Aufsätze zu ihrer Geschichte und Kultur. Bolanden-Weierhof. 2000. S. 88
      3. "Mennonitische Rundschau" 12.04.1989 S. 28
    4. "Der Bote" Nr. 5 von 30.01.1973
      5. "Mennonitische Rundschau" 1.03.1989 S. 17
      6. Mennonitische Rundschau" 15.03.1989 S. 19
      7. Mennonitische Rundschau" 12.04.1989 S. 28
      8. Informationen von Abram Klassen (1919-2015) aus Espelkamp.
       
     
Zuletzt geändert
     
am 12 Juli 2011