Bericht von Joh. und Marg. Kröcker aus Kotljarowka, Memrik Kolonie in der Zeitung „Mennonitische Rundschau“ vom 17. Mai 1905, S. 5, 9

 

Abgeschrieben von Elena Klassen (Email), alle ihre Berichte.

 

 

Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 17. Mai 1905, S. 5, 9. (gotisch) von Elena Klassen.

 

 

Kotljarewka, Kreis Bachmut, den 31. März 1905.
Werter Editor! Da ich nicht an meinem lieben Neffen Heinrich Dörksen, Butterfield, Minnesota einen Privatbrief schreiben kann, weil ich seine genaue Adresse nicht habe und aber in der „Rundschau“ von ihm dazu aufgefordert wurde, wie ich neulich darin zu lesen Gelegenheit hatte, so will ich mich auch der lieben „Rundschau“ dazu bedienen und ein Lebenszeichen und Nachricht von uns ihm schreiben und zugehen lassen. Ich bitte Sie daher, lieber Editor, so freundlich zu sein und die nachfolgenden Zeilen in der lieben „Rundschau“ abzudrücken, denn dadurch erhält nicht nur genannter Neffe Heinrich Abr. Dürksen Nachricht und ein Zeichen der Liebe von uns, sondern auch alle andere Verwandten hüben und drüben.
Dir, lieber Neffe Heinrich Abr. Dürksen, diene denn zur Nachricht, daß ich die Schwester Deines verstorbenen Vaters bin, nämlich Margareta Dürksen von Waldheim. Ich bin nun verheiratet mit Johann Kröker von Fürstenau. Wir wohnen gegenwärtig auf der memrikschen Ansiedlung und zwar im Dorfe Kotljarewka. Eine eigene Wirtschaft haben wir zwar nicht, haben uns aber ein Haus mit Hof und Stelle gepachtet, wofür wir jährlich 60 Rubel zu zahlen haben. Dazu pachten wir uns denn noch etwas Land zum Besäen und wenn der Herr Segen und Gedeihen gibt, haben wir davon soviel Erlös, daß wir unser gutes Auskommen haben. Dem Herrn sei herzlich Dank dafür! Wir sind leider auch nur eine kleine Familie, bloß mein lieber Mann und ich. Es gefiel Gott, uns die uns von ihm geliehenen fünf Kinder nach kurzem Erdenwallen wieder zu nehmen, um sie in sein Freudenreich zu versetzen. Sie sind so etwa von vier, fünf und sechs Jahren gestorben. Wir beide sind auch, gottlob, jetzt schön gesund, wie nahe aber auch uns der Tod sein mag, wissen wir nicht, daher wir allezeit wachen und bereit sein wollen, auf daß uns der Tod nicht unversehens überfalle.
Was wir hier berichten, diene allen Freunden, Verwandten und Geschwistern in Amerika zur Nachricht, vornehmlich David Dürksen, meinem Bruder Johann Wienßen und Johann Thießen (deren Frauen sind meine Schwestern), Jakob Dürksen, meinem Bruder und deren Frauen und Kindern. Bitte, schreibt doch einmal an uns, damit wir auch über Euch alle Nachricht haben. Dir aber, lieber Neffe, sei hiermit ein herzliches „Schöndank“ für Deine Nachricht in der „Rundschau“ über das Ableben Deines Vaters ausgesprochen. Wir schätzen das sehr hoch von Dir, daß Du es nicht unterlassen hast, allen entfernten Freunden die Todesbotschaft vom Vater zugehen zu lassen. Wir bitten nur noch um Entschuldigung, daß wir so lange mit unserer Antwort gezögert haben. Deiner lieben Mutter wünschen wir die beste Gesundheit und ein Wohlergehen des Leibes und der Seele, Lieber Neffe! Grüße auch alle Deine Geschwister von uns und statte doch bitte an meiner Statt Deiner Schwester Margareta einen herzlichen Dank ab für das nette Geschenk, welches Sie mir einst schicke. Sie wird sich wohl noch daran erinnern können.
Da wir aber auch noch viele Verwandte von Seiten der Kröckerschen Linie haben, so wollen wir bei dieser Gelegenheit auch noch nach denen in Amerika forschen. Da ist 1. David Töws, fr. Puchtin, seine Frau Maria, geb. Kröcker, Tochter des P. Kröcker; 2. Pet. Kröcker, ein Bruder von Frau Töws; 3. unser beider Vetter Isaak Born, auch von Puchtin. Lebt Ihr noch alle? Wie geht es Euch? Bitte, berichtet uns über Euer Befinden. Sendet uns alle Eure genauen Adressen.
Unsere Adresse ist:
Poststation Sselidowka, Gouv. Ekaterinoslaw, Dorf Kotljarewka.

Einen herzlichen Gruß an den Editor und an alle Leser von
Joh. und Marg. Kröcker

   
Zuletzt geändert am 31 Januar, 2020