Brief von Jacob Wall aus Wladimirowka, Asien in der "Mennonitische Rundschau" vom 23. Januar 1895

 

Abgeschrieben von Elena Klassen (Email), alle ihre Berichte.

 

Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 23. Januar 1895, Seiten 1-2. (gotisch) von Elena Klassen.

 

Wladimirski, Post Aulieata, 21 Nov. 1894. Wir haben in der «Rundschau» eine Brief von unserer Tante gelesen, was uns sehr gefreut hat. Sie schreibt, daß sie nach Oklahoma gezogen sind, wir sond hier jetzt sehr neugierig mehr zu hören. Später haben wir durch die „Rundschau“ erfahren, daß Onkel Richert in Oklahoma gestorben ist, oder ist das ein anderer Cornelius Richert?
Wir können nicht anders sagen, als daß es uns gut geht. Der Herr hat uns gesegnet im Zetlichen wie auch im Geistlichen. Wir sind noch sieben Geschwister am Leben und sind alle gesund außer den lieben Eltern Cornelius Wall, die schon altersschwach sind.
Das Wetter ist hier dieses Jahr  ungewöhnlich gewesen. Das Frühjahr war regnerischer als sonst. Durch die Näße hat das Getreide schön gestanden und wenn es dann nur zur Zeit gewässert wird, so giebt es auch eine gute Ernte. Es hatte hier im Durchschnitt 10-fältig, auch 12- und 20-fältig gegeben.Wir können sagen, Gott Lob und Dank, für das was Er uns gegeben hat. Im Sommer ist es hier immer sehr trocken und in Folge dessen auch sehr staubig; daß es recht unangenehm werden kann. Wir hatten heuer einen zeitlichen Frost, so daß der vierte Theil der Katroffelernte erfroren ist.
Die Getreidepreise sind hier jetzt sehr billig. Letztes Frühjahr kostete der Weizen 12 Rubel per Batman (432 amer. Pfd.), der Hafer 5 Rbl. Leinsamen 12 Rbl. Jetzt nur halb so viel. Als das Brot so theuer war, ist es Vielen recht schlecht gegangen, da sie sich dasselbe kaufen mußten und jetzt sollen sie es wieder so billig verkaufen. Es giebt recht wenig Geld und Schulden hat Mancher genug. Aber es bleibt immer dabei, der Herr hat geholfen und wird auch weiter helfen.
Auf vielen Stellen ist die Trockenheit so groß, daß es wenig Getreide giebt. Darin können wir uns aber helfen, denn wir haben künstliche Bewässerung. Das Bewässern hilft aber auch nicht immer; wenn der Herr Seinen Segen vorenthält, so ist alles umsonst. Hier fällt oft ein früher Mehltau und wenn der gerade in die Blüthezeit trifft, so verursacht er viel Schaden.
Wir bekamen im Sommer eine Nummer „Christlicher Hausfreund“ zugeschickt von einem gewissen Heinrich Wall, Childstown, S.Dakota. Wenn der Betreffende diese Zeilen liest, sei ihm dafür unser Dank abgestattet. Wir bitten ihn um Nachricht, wir glauben, er ist ein Verwandter von uns, wissen aber nicht genau wer er ist, ob des Vaters Bruder oder sein Neffe.

Jacob Wall.

   
Zuletzt geändert am 10 Januar, 2017