Brief von Katharina Wall aus Andrejewka, Turkestan in der "Mennonitische Rundschau" vom 20. Mai 1914

 

Abgeschrieben von Elena Klassen (Email), alle ihre Berichte.

 

Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 20. Mai 1914, Seiten 9, 12 und 13. (gotisch) von Elena Klassen.

 

Andrejewka, Turkestan, Rußland, den 3 März 1914. Wir sind, Gott sei Dank, gesund und wünschen allen Lesern dasselbe. In letzter Zeit sind wir sehr gesegnet worden. Vor Weihnachten waren hier zwei Reiseprediger, und wir hatten sehr gesegnete Stunden. Jetzt ist hier ein Prediger Töws. Es gab eine Erweckung unter den Schulkindern und viele haben sich entschlossen, dem Heiland zu dienen. Auch manche von den Kindern Gottes, die lau geworden waren, haben sich aufgemacht; auch ich will dem Herrn Jesu treuer dienen als zuvor. Wenn wir uns doch alle zubereiten ließen, vor einem Tron zu erscheinen mit alle den Freunden, Bekannten und Verwandten. Ich kenne die Onkel und Tanten meiner Eltern gar nicht, weiß auch nicht recht, wo sie wohnen. Eine von den Tanten meiner Mama wohnt auf Pawlodar. Ich denke sie ist jetzt Witwe. Ihr Mann war Kornelius Wall. Sie haben früher in Tiegerweide gewohnt. Wenn die liebe Großtante vielleicht die Rundschau nicht hält, möchten in ihrer Nähe solche, die die Rundschau lesen, ihr dieses zustellen. Mein Großvater Gooßen, der Tante ihr Bruder, ist noch gesund. Er wohnt noch bei Gerhard Gooßens. Bei wem wohnen Sie jetzt und wo sind die Kinder alle? Bitte, lassen Sie von sich hören. Großvater und meine Eltern bestellen sehr zu grüßen. Von (wo? – E.K.) des Großvaters Schwestern wohnen, denke ich, zwei in der Krim und eine in Amerika. Schreiben Sie, bitte, einen langen Brief an uns! Einen Bericht in der Rundschau würden wir auch mit Dank annehmen. Dann sind noch von Großmutters Seite Verwandte. Wie sie alle heißen, weiß ich nicht. Daß Großmutter nicht mehr unter den Lebenden ist, wissen Sie vielleicht schon. Es war den 27. Dez. schon ein Jahr, daß sie gestorben ist. Sie ist selig im Herrn entschlafen.

Wir lasen in der Rundschau von einem Onkel Jakob Heidebrecht. Die schreiben da von Ihren Kousinen, einer Tante Janzen und einer Tante Neufeld. Wo die wohnen, weiß ich nicht; aber die dritte wohnt bei uns auf dem Hofe. Sie ist eine Tante Hein.Wall. Er ist Papas Onkel. Sie haben sie vielleicht vergessen. Sie sagt, sie hat mit ihrem ersten Manne Grüning in Lindenau gewohnt. Ehe sie hierher kamen, vor etwa sechs Jahren, wohnten sie in Samara. Drei von ihren Kindern wohnen in Barnaul, und Tin ist noch zuhause. Sie läßt sehr grüßen und bittet, sie nicht mehr zu vergessen.
Der Gesundheitszustand ist befriedigend. Freitag war ein Begräbnis: alte Tante Peter Wiebe ist gestorben. Das Wetter ist sehr veränderlich. Jetzt ist viel Kot und es sieht wieder nach Regen.
Kath. Wall

   
Zuletzt geändert am 22 Dezember, 2016