Briefe von Maria Wiebe und Cornelius Dück aus Gnadenthal, Asien in der "Mennonitische Rundschau" vom 20. Juni 1888

 

Abgeschrieben von Elena Klassen (Email), alle ihre Berichte.

 

Kopie der Zeitung "Mennonitische Rundschau" vom 20. Juni 1888, Seite 2. (gotisch) von Elena Klassen.

 

Asien.
Aulieata, (Gnadenthal), 2. Mai 1888. Da wir schon mehrere Briefe an unsere Freunde in Amerika abgesandt und bis jetzt noch keine Antwort erhalten haben, so fragen wir, ob unsere Briefe den Betreffenden nicht zu Händen gelangt sind, oder wie es kommt, daß wir keine Antwort erhalten. Bitten daher, uns doch auch einmal etwas zu berichten, ihr liebe Freunde.
Wir sind sammt Kindern gesund und wünschen ein gleiches. Gottes Gnade mit euch.
Unsere Adresse ist: Johann Wiebe, Gnadenthal, Aulieata, Turkestan`sches Gebiet, Asien.
Maria Wiebe, fr. Wernersdorf.

Aulieata (Gnadenthal), 2. Mai 1888. Zum Gruß an alle Leser
Ebr. 4, 1.2. Es ist wohl nothwendig recht ernst zu kämpfen, um dieser Ruhe theilhaftig zu werden, denn es heißt: „Wir haben nicht nur mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Fürsten und Gewaltigen u.s.w.“
Da ich aus einem Briefe ersehe, daß alte Bekannte (Cornelius Walls, fr. Hierschau) noch an mich denken, wofür ich danke, so mögen diese Zeilen dazu dienen auch ihnen etwas von meinem Dasein zu berichten. Meine Gesundheit ist, obwohl ich mich von Herzen gesund glaube, schwach und nimmt noch immer ab und zudem habe ich noch eine Geschwulst am rechten Arm, die mich  beim Schreiben sehr hindert und schmerzt. Ich muß noch immer klagen, daß mir die Geduld fehlt in meiner Lage, weiß auch wohl von wo dieselbe zu holen ist, habe aber noch nicht ausgelernt, denn Fleisch und Blut will sich immer so sehr bedauern.
Aber Dank dem lieben Heiland, daß Er mir die Erkenntniß gegeben, daß es nur reine Liebe ist von Ihm und für mich eine Läuterung, wegzuschmelzen was nicht in`s Reich Gottes taugt und mehr für Sein Reich zuzubereiten. Der Herr hat`s verheißen, uns nicht zu verlassen noch zu versäumen und Er wird`s auch mit mir hinausführen zum herrlichen Siege und wenn ich auch noch die übrige Zeit meines Lebens mit Sitzen, oder wie der Herr es denn vorsieht, zubringen muß. Gedenket meiner nur in eurem Gebet!
Die Viehpest mach jetzt Stillstand, so viel ich weiß. Der Gesundheitszustand ist ziemlich gut im Ganzen. Heute sind Johann Regehr, fr. Hamberg, und Cornelius Wall nach der alten Heimath zum Besuch abgereist.
Der Weizen preist jetzt 6 Rbl. per Batman.
Alle Geschwister in Christo, sowie Freunde und Bekannte herzlich grüßend,
Corn. Dück.

P.S. Bemerke noch, daß die Eisenbahn über den Kaukasus hierher, bis Samarkand schon fertig ist und bleibt nur noch 640 Werst per Achse zu fahren von unserer Ansiedlung bis dorthin, d.h. bis Samarkand.

Der Obige.
   
Zuletzt geändert am 19 Dezember, 2016