Willi Vogt. Mennonitische Ahnenforschung



Gemeindebericht 1848, das Molotschnaer Mennonitengebiet

 

Gemeindebericht 1848, Mennonitenkolonien.

14. Muensterberg

Die Kolonie ist im Jahre 1804 gegruendet worden. Sie liegt am linken Ufer der Molotschna, 28 Werst von Melitopol entfernt. Der etwas salzige Boden der Niederung ist den Baeumen und dem Grase nicht besonders zutraeglich; das sandige Ackerland dagegen bringt bei unablaessigem Fleiss des Landmannes im Ackern und Duengen gutes Getreide hervor.
Den Namen Muensterberg hat Oberschulz Klaas Wiens der Kolonie gegeben, weil einige Doerfer in Preussen ebenso heissen.
Von den 21 urspruenglich hier angesiedelten Familien stammen 5 aus dem Marienburgischen, 9 aus dem Elbingschen und 7 aus dem Tiegenhofschen Bezirke in Westpreussen. Einige von ihnen sind mit der Partie des in Altona wohnhaften Klaas Wiens, andere mit derjenigen des Gerhard Wiens und wieder andere mit derjenigen des Hermann Neufeld eingewandert. Die von nogaischen Herdenbesitzern bewohnte kahle Steppe wurde ihnen von einem Hofrat Tscholkow angewiesen.
Schon auf der Reise in der Stadt Grodno erhielten die Einwanderer das erste Hilfsgeld von der Krone, und zu ihrer Ansiedlung ist ihnen Nahrungs- und Vorschussgeld, wie auch Lebensmittel und Bauholz im Gesamtwerte von etwa 12 387 Rub. 5 Kop. Banko als Vorschuss abgelassen worden. An eigenen Mitteln besassen die meisten ausser den noetigen Fuhrwerken wohl nichts. Viehseuchen in den Jahren 1805, 1829, 1833, 1844 und 1845, Missernten 1833 und 1834, Heuschrecken besonders 1821 und 1823, sowie andere widrige Ereignisse haben das Emporkommen der Kolonie zu Zeiten sehr gehindert, durch das Bemuehen der Vorgesetzten und der Landesobrigkeit, namentlich des Wirklichen Staatsrats Kontenius, des Hauptkurators von Insow und Fuersten Woronzow, des Begruenders der fuer die Mennonitenkolonien so hoch bedeutsamen Handelsstadt Berdjansk, ist durch Kulturfortschritte auf allen Gebieten der Landwirtschaft der Wohlstand bedeutend gefoerdert worden.

Schulz Johann Duck
Beisitzer Kornelius Toews, Joh. Braun
Schullehrer Peter Isaak


Quelle: Odessaer Zeitung. 42. Jahrgang, 1904, Nr. 185




Zuletzt geaendert am 1 Mai 2008